Schon zu Lebzeiten hat Graf Ferdinand von Zeppelin sichergestellt, dass man ihn in Friedrichshafen nicht mehr so schnell vergisst: Unter anderem tragen ein Museum, eine Stiftung und nicht zuletzt eine Universität seinen Namen; einer der größten Arbeitgeber der Region geht auf sein Werk zurück. Und trotzdem hat den alten Grafen schon lange niemand mehr nach seiner Meinung gefragt. Futur drei hat den Toten zurückgeholt und als Kolumnisten engagiert, der sich einmal im Monat zu Wort meldet. Sein heutiges Thema: Der Graf begrüßt die Erstis.
So sehr ich den Sommer am Bodensee liebe, bin ich doch jedes Jahr froh, wenn sich meine Universität wieder mit Leben füllt. Natürlich genieße ich es, einmal ungestört mit meinen Zeppelinen über den See fliegen zu können. Aber hier am Fallenbrunnen ist es dann auf Dauer doch spannender. Besonders die neuen Erstsemester zu begutachten macht mir immer wieder viel Freude. Seit es diese Universität gibt, habe ich hinter den Kulissen jede Generation von Studenten genau unter die Lupe genommen, ohne dass man mich jemals bemerkt hätte. Aber da ich nun aus dem Hintergrund diese Kolumne schreiben kann, will ich die Gelegenheit nutzen, um mich zum ersten Mal in der Geschichte der Zeppelin Universität an die neuen Erstsemester zu richten. Ich will die Erstis, wie sie genannt werden, an meiner Erfahrung teilhaben lassen – mit der kann schließlich kaum jemand in dieser Stadt mithalten.
Die meisten von euch wissen nicht genau, was in den nächsten Jahren auf sie zukommt. Ich weiß es natürlich, aber ich werde es euch nicht sagen. Das müsst ihr schon selber herausfinden. Und genau darum geht es an dieser Universität. Als ich die Luftschiffe gebaut habe, die sich mit der ZU meinen Namen teilen, wusste ich auch nicht, was auf mich zukommt. Natürlich gab es auch den einen oder anderen Rückschlag, woraufhin mich meine kleingeistigen Zeitgenossen „Den Narren vom Bodensee“ nannten. Aber an diese ganz und gar un-närrischen Spießer erinnert sich heute natürlich niemand mehr.
Das ist mein wichtigster Rat an euch und alle Studenten an meiner Universität. Traut euch närrisch zu sein, ich war es schließlich auch. Setzt euch die verrücktesten und spannendsten Ideen in den Kopf und reibt euch an euren Zeitgenossen. Niemand erwartet von euch, dass ihr die nächste Generation von Luftschiffen designt – dafür würde es schon einen neuen Grafen von meinem Format brauchen. Aber es gibt ja auch eine Reihe von anderen Betätigungsfeldern, um die ich mich zu Lebzeiten nicht mehr kümmern konnte. Die möchte ich euch nun anvertrauen. Manche von euch haben ja schon so wie ich damals ihre eigenen Firmen gegründet, aber ich habe auch gehört, dass die studentischen Gremien und Initiativen ganz gute Arbeit leisten können.
Vergesst aber nicht, bei aller Narretei auch kritisch zu sein. Hinterfragt die Hindernisse, mit denen ihr euch konfrontiert seht. Hätte ich sofort aufgegeben, wenn mir jemand aus meinem Facility Management oder dem Kaiserlichen Präsidium gesagt hätte, dass das mit den Luftschiffen auf keinen Fall klappen könnte, wäre am Bodensee bis heute kein einziger Zeppelin gestartet. Aber ich habe mich natürlich nicht unterkriegen lassen, und das gleiche erwarte ich auch von euch!
Das ist mein Rat an euch Erstsemester – und natürlich auch an die höheren Semester (die ihn bestimmt schon am Anfang dieser Kolumne haben kommen sehen): Seid närrisch, kritisch und nehmt die Dinge in die Hand. Dann werde ich mich immer wohlwollend an euch erinnern und die ZU wird zu eurer Universität werden, zu der ihr wie jede Generation euren ganz eigenen Beitrag leisten werdet. Macht die ZU zu eurer Universität!