Seit etwa zwei Wochen sind die neuen Studentischen Senatoren Eva Glandt und Leander Andac im Amt. Wir haben uns mit den beiden SPE-Studierenden über ihr Amt, das Kommunikationsverhalten des Präsidiums und den Wandel der ZU unterhalten.
Welche drei Worte beschreiben euch am besten?
Eva: Empathisch, ehrgeizig, offen.
Leander: Zielstrebig, spontan, humorvoll.
Wenn ihr Teil der Marketingabteilung wärt und eine Kampagne für die ZU erstellen solltet: Welche Punkte würdet ihr hervorheben wollen?
Eva: Schlagwörter für eine Kampagne wären für mich „Herausforderung“, „Partizipation“ „Mitgestaltung“ und „Mut“. Man nimmt sich außerdem bewusst viel Zeit hier an der Uni. Gerade die vier Jahre, die man im Bachelor hat, sind etwas ganz Besonderes und ermöglichen es, sich intensiv mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen. Das würde ich mehr in den Fokus stellen, weil es wirklich ein Privileg ist und man diese Chance nutzen sollte.
Leander: Die Uni hat, um es mal betriebswirtschaftlich auszudrücken, sehr viele USP. In der Hochschullandschaft sticht sie schon sehr heraus. Um das mal in Schlagwörter zu verpacken: „Förderung durch Forderung“ und natürlich „Interdisziplinarität“, die es so nur hier gibt und sehr gelungen gelehrt wird. Ebenso „Diversität“ und „Initiative“, sei es als Organisation innerhalb der Universität oder als Eigenschaft, die man hier ergreifen kann. Als letztes ist es der Punkt „Reife“, denn die vier bzw. zwei Jahre, die man hier an der ZU verbringt, sind ein Prozess, in dem man sein eigenes Standing findet und an diesem wächst. Dafür würde ich auch einstehen, wenn ich nach außen gehen müsste und über die Uni rede.
Ist die ZU noch derselbe Ort, der sie war, als ihr hier angefangen habt?
Eva: Das ist ehrlich gesagt schwer zu beurteilen, weil ich mich auch verändert habe seit Studienbeginn und die Uni nun mit ganz anderen Augen sehe. Ich hatte bisher eine sehr intensive und herausfordernde Zeit und der entscheidende Faktor, der sich dabei verändert hat, bin ich. Die Uni hat sich garantiert auch verändert. Aber ich glaube es geht viel mehr um die persönliche Entwicklung, als um die der äußeren Umstände
Leander: Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube die Uni und man selbst sind immer wie zwei Planeten, die sich umkreisen und je nachdem wo man gerade steht und auf den anderen schaut, hat man immer ein anderes Bild. Natürlich hat sich die Uni verändert. Es ist schwer zu verallgemeinern, ob positiv oder negativ, da das doch eine sehr subjektive Sache ist. In meinen Augen lebt die ZU aber von Veränderungen und die Studierenden profitieren genau davon.
Eva: Es liegt dann ja auch in der Verantwortung eines jeden Studenten die Initiative zu ergreifen, wenn man eine negative Veränderung wahrnimmt.
Welche Vision habt ihr für die ZU? Wo würdet ihr sie gerne in den nächsten fünf Jahren sehen?
Eva: Was ich gerne wieder mehr sehen würde, ist eine gewisse Aufbruchstimmung, die immer von den höheren Semestern bzw. Alumni beschworen wird, die ganz zu Anfang noch da war, als die Uni viel kleiner und viel mehr im Aufbau war. Ich glaube das ist etwas, das ein bisschen verloren gegangen ist, weil sich die Uni logischerweise über die Jahre auch verändert hat und gewachsen ist. Ich habe aber auf der anderen Seite auch ein bisschen das Gefühl, dass wir sehr bequem geworden sind, weil ja alles läuft und irgendwie passt. Aber auch jetzt haben wir ja die Möglichkeit die Uni aktiv mitzugestalten und da hätte ich gerne wieder diese Aufbruchstimmung und würde sie gerne in den nächsten Jahren wieder da sehen.
Leander: Ich würde die Uni gerne weiterhin ganz im universitären bzw. humboldtschen Ideal sehen, nämlich in der Einheit von Lehre und Forschung oder Lehrenden und Lernenden. Dafür bietet die Uni eine Grundlage wie wenige andere. Wir haben ein wunderbares Betreuungsverhältnis von Studierenden zu Dozenten. Zudem haben wir alle Möglichkeit der Partizipation und Nähe zu Verantwortungsträgern. Da liegt es an den Studierenden das Angebot zu nutzen. Natürlich muss man da ein bisschen mit einer top-down Strategie rangehen, indem die Uni das selber auch möchte aber es hängt genauso an den Studierenden, die das einfordern müssen.
Warum habt ihr euch für die Kandidatur als Studentische Senatoren entschieden?
Eva: Ich habe mich schon seit Beginn des Studiums für dieses Amt interessiert und fand es sehr reizvoll. Aber natürlich wollte ich mich erst mal ein bisschen in der Uni positionieren und sie besser kennenlernen. Da ich nun im 7. Semester bin, dachte ich mir: „jetzt oder nie“. Ich ergreife die Möglichkeit, aktiv mitzugestalten, weil ich glaube, dass es eine ganz einzigartige Chance hier an der Uni ist, so nah an den Entscheidungen dran zu sein, die uns als Studierende betreffen. Diese Chance wahrzunehmen war meine Hauptmotivation, neben den inhaltlichen Punkten.
Leander: Das 6./7. Semester ist das letzte akademische Jahr, das von wenigen externen Einflüssen tangiert wird. Genau das wollte ich nutzen. Ich glaube, dass ich nach fünf Semestern einen guten Eindruck über die Uni gewonnen habe, begründet Kritik üben kann und mich auch in der Uni positionieren kann. All das spricht in meinen Augen dafür, dass ich als Vertreter eines hochschulpolitischen Amtes den Punkten, die mir oder der Studierendenschaft negativ auffallen, entgegenwirken kann. Umgekehrt kann ich so auch die Punkte die positiv auffallen, fördern und fordern.
Was versprecht ihr euch persönlich von dem Amt?
Eva: Ich verspreche mir davon, viel Neues zu lernen, sowohl was die Arbeit in einem Team angeht, als auch hochschulpolitische Maßnahmen, die einem unglaublich viel helfen können, auch später im Berufsleben. Vor allem die Fähigkeit, für eigene Ideen einzustehen, eigene Projekte voranzutreiben und seine Meinung zu sagen. Und ganz wichtig: die Meinung anderer zu repräsentieren und da eine Balance zu finden. Ich freu mich auf das Jahr und bin mir sicher, dass es eine gute Erfahrung wird
Leander: In erster Linie ist es ja ein Ehrenamt. Wenn man sich die breite Hochschullandschaft ansieht, dann ist Partizipation in dieser Form nur selten möglich. Ein hochschulpolitisches Amt zu tragen, bei dem man bei den wichtigsten Entscheidungen berücksichtigt wird und stimmbeteiligt ist, ist eine Ehre, die einem aber nicht einfach so zugeteilt wird. Wir sind ja gewählt worden, was das ganze Amt noch wertvoller macht. Ich möchte meine Arbeit deswegen in die Richtung leiten, in der die Interessen der Studierenden liegen.
Die genauen Aufgaben eures Amtes sind vielen nicht klar. Was kann man sich konkret unter der Arbeit als Senator vorstellen und wie möchtet ihr das besser kommunizieren?
Eva: Wirklich gut, dass du das fragst, weil wir aktuell an genau diesem Thema arbeiten und das Ganze transparenter machen möchten. Viele wissen gar nicht, was es konkret bedeutet, Senator zu sein. Ganz abstrakt gesprochen sind wir Vertreter der Studierenden vor verschiedenen Gremien. Wir bereiten z.B. Schlüsse oder Entscheidungen vor, die im Senat besprochen werden. Wir arbeiten gleichzeitig natürlich auch eigene Ideen aus, können direkt mit dem Präsidium kommunizieren und machen dann diese Entscheidungen transparent für die Studierenden über z.B. Facebook oder den Student Council. Wir überlegen gerade, dafür ein anderes Format zu schaffen.
Leander: Studierendenschaft, Verwaltung und akademische Führung sind eigentlich untrennbar miteinander verbunden. Nur wird, weil jeder auf seiner eigenen Ebene sehr viel zu operieren hat, diese Verbindung nicht immer ganz deutlich, was sehr schade ist, weil es in einem funktionierenden Gefüge immer wieder wichtig ist, diese Verbindungen zu betonen. Eine ganz wichtige ist eben den Kontakt von der Studierendenebene in die Führung und Verwaltung zu halten. Da sind die Senatoren nicht nur das Bindeglied, sondern auch das Sprachrohr der Studenten und dafür zuständig, dass Belange dahin transportiert werden, wo der „normale“ Student im Alltag vielleicht nicht hinkommt.
Wie möchtet ihr Interessen der Studierendenschaft durchsetzen, die nicht den Ideen des Präsidiums entsprechen?
Leander: In solchen Fällen ist natürlich erst mal ein hohes Maß an Diplomatie gefordert. Es darf nicht passieren, dass man sich emotional mitreißen lässt. Alle Kritik und Belange müssen eine Basis haben und fundiert sein. Aufgrund des Wissensmangels, den man als Student zwangsweise meistens hat, ist vieles für Studenten nicht ersichtlich. Sofern es fundiert ist, wird es berücksichtigt und zur Diskussion gestellt, wie jeder andere Vorschlag auch.
Eva: Konkret hatten wir uns da auch überlegt, gerade wenn es um Facebookdiskussionen geht, dass wir diese früher abfangen wollen, um die Themen wirklich produktiv weiterzugeben. Da kann auch mal viel Unmut in den Diskussionen sein, den man frühzeitig erkennen sollte, um ihn an die richtigen Stellen weiterzutragen. Aber wie Leander schon gesagt hat, bedarf es da einfach viel Diplomatie.
Welche Maßnahmen plant ihr, um die Kommunikation seitens des Präsidiums transparenter zu gestalten?
Leander: Es wird immer so sein, dass natürlich auf Verwaltungsebene ein höherer Wissensgehalt herrschen wird, als auf studentischer Ebene. Das ist ein ganz normales Prinzip, wie etwa bei der Principal-Agent-Theorie. Du hast immer eine Informationsasymmetrie und die lässt sich auch nicht überbrücken. Im Rahmen unserer Möglichkeiten, möchten wir natürlich, dass alle Studenten z.B. über Facebookposts oder Videos das Wissen erhalten, das ihnen zusteht. Das muss aber auch von Studentenseite so gewollt und eingefordert werden.
Eva: Ich glaube aber auch, dass manchmal gar nicht so viel Wissen besteht, über Möglichkeiten sich zu informieren. Also seitens der Studenten. Da möchten wir aufzeigen, dass es Möglichkeiten gibt und z.B. Frau Sjurts immer montags in der Mensa ist. Es gibt so die Möglichkeit sich selber zu informieren und dann auch bestimmte Punkte selbst anzusprechen.
Wenn ihr eine Sache an der ZU frei verändern dürftet, was wäre sie?
Eva: Ich glaube, ich würde den Prüfungsaufwand für Kurse in irgendeiner Form vergleichbar machen, denn auch wenn man für jeden Kurs die gleiche Anzahl von ECTS bekommt, merkt man doch schnell, dass da teilweise ganz große Unterschiede bestehen. Das hat schon so oft zu Frust geführt, weshalb ich das gerne verbindlich und transparent geklärt hätte.
Leander: Ich würde gerne eine Verpflichtung ausarbeiten, in der festgelegt wird, dass der Großteil eines Seminars vom Dozenten ausgehen muss. Immer mehr Dozenten setzen nicht nur auf die reine Partizipation der Studenten, sondern geben direkt den ganzen Stab in Studentenhand. Das stößt mir in vielerlei Hinsicht auf.