Kaum eine Woche vergeht, in der nicht mindestens ein universitäres Ereignis zum Aufschrei und einer anschließenden Grundsatzdiskussion in der Facebookgruppe führt. Sei es das Universitätsmarketing, Programmschaftsbeschlüsse oder Falschparken: Was einst als Phänomen der Klausurenphase erschien, ist nun Alltag. Dabei ist für solide Argumentation in den Kommentaren die „Früher-war-alles-besser-Mentalität“ fast schon unabdingbar. Gerade in den letzten beiden Semestern wurde diese präziser. Früher war nicht mehr nur „alles“ besser, sondern vor allem eins: Die Kommunikation. Insbesondere die des Präsidiums der Studierendenschaft gegenüber. Dass diese zu intransparent sei, ist ein gängiger Vorwurf.
Ein gutes Beispiel hierfür stellt die kürzlich entfachte Debatte um den dreijährigen CME-Bachelor dar. Hier wurde der Vorwurf laut, das Präsidium habe uns Studierende vor vollendete Tatsachen gestellt. Kein unbegründeter Vorwurf, der auch den studentischen Vizepräsidenten Said Werner erreicht hat. In einem Interview mit Welle 20 erklärte Said hierzu, dass das dreijährige Modell, entgegen der allgemeinen Wahrnehmung, gar kein Beschluss des Präsidiums war, sondern innerhalb der CME-Programmschaft entwickelt wurde. Genau hier sieht Said den entscheidenden Punkt: Man müsse akzeptieren, dass die Kommunikation an der ZU über genau zwei Kanäle funktioniert, nämlich entweder über das persönliche Gespräch oder durch die zuständigen Gremien. Folglich müssten für eine funktionierende Kommunikation, Studierende bei den Programmschaftsplena anwesend sein oder sich innerhalb der Gremien engagieren, um Anstehendes wie gewünscht zu erfahren und bei Beschlüssen mitzuwirken.
Bei dem für den dreijährigen CME-Bachelor entscheidenden Plenum waren allerdings nur sechs Studierende anwesend. Dabei hatten nicht zuletzt die Studentischen Senatoren trotz des Datums innerhalb der Klausurenphase unermüdlich auf den Termin hingewiesen. Das Ergebnis fiel zugunsten des Dreijährigen Bachelors aus – und das Facebookkollektiv war empört. Viele fürchten, die ZU entwickle sich immer mehr zu einer Businessschool, wodurch einst identitätsstiftenden Werte verloren gehen könnten. Gleichzeitig werde somit eine neue Zielgruppe angesprochen, die sich momentan eher für die WHU oder EBS entscheiden würde.
Keine unberechtigten Sorgen. Das geeignete Medium, um diese Sorgen zu kommunizieren, ist, so Said, das persönliche Gespräch. Frau Sjurts isst seit Anfang des letzten Semesters jeden Montag in der Mensa, um ansprechbar zu sein und Studierenden die Möglichkeit zu bieten, direkt bei ihr nachzuhaken. Allerdings ist Said sich auch bewusst, dass diese Möglichkeit allein nicht ausreicht und sich die Responsivität über alle Gremien ziehen muss. Auch er gebe sein Bestes, in der Uni stets ansprechbar zu sein und sei immer offen für Gespräche und Fragen zu Themen, die aktuell anstehen. Am leichtesten erwische man ihn dafür beim Rauchen vor dem FAB.
Um die Kommunikation an der Uni nachhaltig zu verbessern, muss demnach der Diskurs verlagert werden. Runter von Facebook, hinein in die Gremien oder das persönliche Gespräch. So sehr sich Said auch manchmal eine offenere Diskussion außerhalb der Gremien wünschen würde, so sicher ist er sich, dass eben diese für eine so interdisziplinäre Universität strukturgebend und absolut notwendig ist. Durch mehr studentisches Engagement in den Gremien kann ein zielführender Diskurs stattfinden. Standpunkte können klar kommuniziert und Missverständnisse und Gerüchte, die bei Facebook auf dem Nährboden unvollständiger Informationen gedeihen, vermieden werden. Oftmals stehen die gewünschten Fakten tatsächlich bereit – sie müssen nur eigeninitiativ eingeholt werden.
Ideal ist der aktuelle Zustand sicher nicht. Die Verantwortung allein auf die Studierenden abzuwälzen ist kontraproduktiv und schlichtweg falsch. Mehr Transparenz und eine offenere, klarere Kommunikation sind Ansprüche, die uns Studierenden als wichtigste Stakeholdergruppe der Universität zustehen. Zu glauben, dass sich alle Probleme nur durch erhöhte studentische Partizipation lösen lassen, wäre naiv.
Aber es ist zumindest ein Anfang, der Appell an die Eigeninitiative der Studierendenschaft ein erster Schritt. Es ist immer leicht, bei Themen, die schmerzhaft sind, den Zeigefinger auf andere zu richten. Sich selbst und sein eigenes Handeln stellt niemand gerne in Frage, aber für eine zielführende Debatte und nicht zuletzt das Bauen und Weiterentwickeln einer Universität ist eine kritische Selbstreflexion unentbehrlich.