SEEKULT – sieben Buchstaben, neun Monate Planung, zwölf Organisator:innen. Das studentisch organisierte Festival Seekult wird zwölf und lädt vom 20. – 30. Oktober zu einem bewegenden Kulturerlebnis im Stadtraum Friedrichshafen ein.
Hinter dem spannenden Überthema „Grauzonen. Ein Festival der ZwischenRäume“ verbergen sich Leonie Georg, Niklas Ehret, Ida Schaeff, Philipp von Aretin, Mauritz Walter Tom Reding, Antonia Ronner, Sonja Roth, Merit Täuber, Nina Schmidt, Carla Klose und Cathy Frisch. Zusammen mit Rahel Spöhrer, Leiterin des artsprograms, und der freischaffenden Kuratorin Gilly Karajevsky, haben sie seit Februar diesen Jahres an der Planung und Durchführung eines völlig neuen Formats des Festivals gearbeitet. In Kooperation mit dem Zeppelin Museum, der ZF Kunststiftung, dem Kulturbüro und dem Kunstverein haben sie ein Programm entwickelt, das zur Interaktion anregen soll und der Stadtgemeinschaft durch die Kunst der Kultur und die Kultur der Kunst erlaubt, Friedrichshafen von einer neuen Seite kennenzulernen. Statt über zwei wird sich das Festival nun über zehn Tage erstrecken und ausschließlich in der Stadt stattfinden.
Doch wie kam es zu diesem neuen Format?
Das erste Konzept stand etwa im April. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das Team bereits auf das Thema Grauzonen geeinigt, nachdem sie in einem intensiven Blockkurs gemeinsam mit dem Journalisten Jens Poggenpohl die Historie der Stadt aufgearbeitet haben. Gemeinsam erarbeiteten sie, wie wenig Raum für zwischenmenschliche Begegnung die Stadt Friedrichshafen lässt. Die Industrie und die Universitäten, die einerseits viele Menschen nach Friedrichshafen locken, erschweren auf der anderen Seite eine Stadtgemeinschaft, die sich begegnet. Während des diesjährigen SEEKULT-Festivals sollen Grauzonen in Friedrichshafen geschaffen werden, die Zwischenräume bilden, sodass eine Zusammenkunft unterschiedlicher Menschen ermöglicht wird. Doch um nachhaltig eine Veränderungen des öffentlichen Raums durch künstlerische Interventionen stattfinden zu lassen, braucht es einen zentralen Ort und vor allem Zeit. Nur so kann der Versuch gelingen, durch ein künstlerisches Format, das Unbegreifliche gemeinschaftlich zu begreifen. Denn die in der Stadt geschaffenen Grauzonen sollen nicht nur begeistern, sondern auch eine Entwicklung anstoßen. Dafür hat das Team sogar mit der Hilfe des Architekten Kollektivs „Baukreisel“, dass sich seit 1,5 Jahren mit der Realisierung nachhaltiger Bauprojekte auseinandersetzt, einen Leerstand am Buchhornplatz 6 saniert und schließlich zu einem Wohnzimmer für Festival-Besucher:innen umgebaut, das über neun Tage mit verschiedenen Formaten bespielt wird. Das Architekten Kollektiv für den Raum wird der Dreh- und Angelpunkt des Festivals darstellen. Hier soll eine Art Treffpunkt, ein dritter Raum entstehen, der mit verschiedenen Formaten bespielt werden kann. Unter anderem werden hier während der 10 Tage des Festivals Wohnzimmerkonzerte, Talks, Barabende, Filmabende und Tanzveranstaltungen stattfinden.
Auf die Frage, wie es zu dem Überthema Grauzonen kam, ist sich das Team einig: „Mit Grauzonen verbinden viele Menschen Negatives. Die Farbe grau ist jedoch wie ihr Wesen selbst, nicht positiv noch negativ besetzt, sondern bleibt in ihren vielen Schattierungen ambivalent und verweigert sich dem „Schwarz oder Weiß“. Was grau enthält, ist Raum für Zwischentöne, für Experimente, für Unbegriffenes und damit für Gestaltung. Grauzonen kann man als Räume verstehen, von etwas, das noch nicht ist, aber sein könnte. Zonen, die in ihrer Undurchsichtigkeit bestehende Ordnungen herausfordern und nach Neuem fragen. Sie schaffen Möglichkeiten neue Dinge zu kreieren oder gegebenes Potenzial auszuschöpfen.“ Auch Friedrichshafen ist in vielen Aspekten nicht einfach schwarz oder weiß und bringt Ambivalenzen mit sich. Die Stadt ist geprägt von der Industrie, welche mit ihren Lokalitäten den Zugang für das öffentliche Leben unterbricht. Und trotzdem hat die Industrie historisch und auch noch aktuell ein belebtes und vielfältiges Stadtwesen geschaffen. Mit der Universität ist das ähnlich. Ziel des Teams war es, die Töne dazwischen zu betrachten. Deswegen haben sie bei der Konzeption des Festivals in der Stadt nach Grauzonen gesucht, aus denen Zwischenräume geschaffen werden können. Im Überthema „Grauzonen“ liegt aus der Sicht der Organisator:innen das Potenzial, neue Perspektiven öffnen zu können und Dinge hervorzuheben, die vorher nicht sichtbar waren. Dies spiegelt sich auch in der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler wieder. Angefangen bei dem Architektenkollektiv „Braukreisel“, die sich seit ihrer Gründung einer zirkulären Bauweise empirisch annähern und vielfältige Wege erproben, nachhaltige Bauprojekte zu realisieren. Über die Sängerin Lora, die mit ihren Songs eine einzigartige Kombination an Stilen und Einflüssen rund um Themen wie Zeit, Erinnerung, Traum und Realität kombiniert. Bis hin zu Riikka Tauriainen und Alicia Agusín, die sich mit ihren Installationen mit gesellschaftsrelevanten Themen wie Klimawandel oder der Verschmutzung der Weltmeere auseinandersetzen. Ähnlich divers und gespickt mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen, die künstlerisch in Szene gesetzt werden, geht das Programm weiter. Hier könnt ihr Euch einen Überblick machen.
Die feierliche Eröffnung wird am Donnerstag, 20.10.22 in dem SEEKULT Hauptquartier am Buchhornplatz 6 stattfinden. Ab 17.00 Uhr wird der frisch umgestaltete und renovierte Raum geöffnet sein. Dort könnt ihr um 17.30 Uhr die Videoinstallation „What is it like to be a jellyfish?“ von Riikka Tauriainen und Alicia Agusín so wie verschiedenste Künstler:innen im Raum, im Kiesel und am Buchhornplatz selbst bewundern! Nach der Eröffnungsrede um 18.00 Uhr seid ihr alle um 19.00 Uhr herzlich dazu eingeladen, an der Führung durch den Kunstverein mit Hannah Eckstein teilzunehmen. Ab 20.00 Uhr wird es Drinks und Musik in dem neuem SEEKULT Wohnzimmer geben.
Jetzt schon einmal ein riesiges „Danke“ an das Team für das Ermöglichen dieses Festivals. Ich bin gespannt auf all die Grauzonen, Perspektiven und Blickwinkel, die wir in den nächsten Tagen kennenlernen werden.
Ps.: Falls ihr noch kein Ticket für das Auftaktkonzert in der Caserne diesen Freitag, 21.10, habt, könnt ihr hier eins kaufen.