Pro
Von Leo Klopfer
Ich kann keine Experten-Meinung vertreten und so richtig Pro-Rauchverbot bin ich auch nicht, aber ich finde: Wir sollten mal wieder mehr miteinander reden, anstatt gegeneinander – dann würden wichtige Intentionen und Informationen in die Diskussion miteinfließen. Auch ein paar weniger Prinzipien würden der Diskussion um das Thema Standort und Rauchen guttun, auf beiden Seiten.
Schlussendlich lassen sich die Änderungen recht gut begründen, wenn man darüber mal mit unserem ehemaligen Nachtwart Ralf gesprochen hat: Der kann alles sehr gut verstehen, fasst sich aber bei der Art der Kommunikation und der Auswahl von Argumenten, wie sie uns in der letzten großen Rundmail vermittelt wurden, an den Kopf. Das hätte das Standortmanagement anders formulieren sollen, oder sogar müssen. Ralf zufolge ist die Dämmschicht unterhalb der Holzlatten empfindlich, was Feuer betrifft. Ohne die Dämmschicht (die durch fallengelassene Zigarettenstummel löchrig wird), sucht sich das Wasser Wege durch den Beton. Die Folge: Wir haben Wasserschäden in der Uni. Kam schon vor, hat ewig gedauert die undichte Stelle zu finden und zu reparieren. Ist es teuer? Ja. Will man dafür unnötig Geld rauswerfen? Nein. Könnte man einen Abschnitt nachrüsten, in dem Rauchen möglich gemacht werden könnte, ohne ein komplettes Rauchverbot auf dem Dach zu erlassen? Ja.
Was das Platzieren des Raucherbereichs vor dem Eingang der Uni betrifft, würde ich einfach mal auf das Wohl von allen Nichtrauchern und Damen am Empfang verweisen. Sie werden durch einen Schwall kalten, stickigen Qualmes gezwungen, ohne eine Wahl zu haben, oder müssen dauerhaft im Einzugsbereich davon stehen, ohne persönlichen Mehrwert. Wer seinen Mehrwert in einer Zigarette sieht, den würde ich bitten, die 25 Meter Bewegung in Richtung Torbogen in Kauf zu nehmen. Damit wäre zumindest ein Kompromiss gefunden, mit dem der Check-In-Bereich außen vor wäre. Fahrradfahrer sowie Buspendler müssen auch mit der neuen Regelung nach wie vor durch den neu angesiedelten Raucherbereich… Eine optimale Lösung scheint es nicht zu geben. Daher werden wir wohl einfach tolerant miteinander umgehen müssen.
Contra
Von Hans Willems
Rauchen ist tödlich, Rauch stinkt. Dagegen kann auch ein eingefleischter Raucher nichts sagen. Eigentlich geht es aber auch gar nicht um Rauchen, Nicht-Rauchen oder das Rauchverbot. Denn offensichtlich hat ein Rauchverbot seine völlig legitime Daseinsberechtigung darin, andere Leute vor gesundheitlichen Schäden zu bewahren. Genauso ist es selbstverständlich keine unmenschliche Forderung von jemandem, der womöglich täglich mehrere hundert Meter für die sichere Krebserkrankung zurücklegt, zu erwarten, dass er die weiteren 50 Meter über den Hof zum neuen „Raucherplatz“ schafft.
Darum geht es aber, wie erwähnt, eigentlich nicht. Sondern um die Begründung des Verbotes, die mit „für ein ordentliches Erscheinungsbild unserer Universität und für den ersten Eindruck, den wir unseren Gästen und Förderern vermitteln“ zum Sinnbild einer Entwicklung an dieser Universität geworden ist. Es scheint fast so als würden ein Spaceship-ähnlicher 25 Millionen Euro-Neubau, After-, Pre- und Live-Drohnenvideos von gutaussehenden Studenten zu wirklich jedem Anlass und ja, selbst die kuratierten Auftragsarbeiten an den Tafelwänden, die feinsäuberlich per Beamer (und natürlich nur mit Genehmigung!) abgemalt werden, nicht mehr reichen, um „ein ordentliches Erscheinungsbild unserer Universität“ zu gewährleisten. Und wenn selbst die neusten Autos, Studierende in Kleidern und Anzügen, schöne Pflanzen im gesamten Gebäude und die dazu passenden wunderschönen grünen Kissen zu Sommerfest und ZUtaten nicht mehr genügen, dann müssen jetzt die Raucher weg!
Diese Entscheidung wird dann aber nicht transparent diskutiert oder demokratisch beschlossen, sondern offensichtlich allein dem Standortmanagement überlassen. Das ist scheinbar zur höchsten Instanz innerhalb der Universität aufgestiegen, dicht gefolgt von den Interessen der Studenten und Mitarbeitern. Ist es nicht absurd, dass eben jenen hier so oft plakatierten „tollkühnen“ Studenten offenbar ein Umgang mit ausreichend Aschenbechern und einer rücksichtsvollen Gesprächskultur nicht mehr zugetraut wird? Gut also, dass sich kaum jemand an dieses Rauchverbot hält. Dennoch erinnert mich das alles eher an Schule, als an eine Universität tollkühner Studenten.