Alles so schön einfach hier

Die Köche des Sternerestaurants Caino - wie alle anderen Bilder fotografiert von Theresa Weber

Die Maremma ist eine malerische Region im Süden Italiens, die Theresa als ihre zweite Heimat nicht nur liebt, sondern auch außergewöhnlich gut kennt. Wo ihr dort am besten essen und trinken geht und welche Sehenswürdigkeiten ihr euch nicht entgehen lassen solltet, verrät sie euch hier

Die Toskana – eine Region im Süden Italiens, die bekannt ist für das Essen, das Meer, die historischen Dörfer und  den Wein. Seitdem ich klein bin darf ich meine Sommer in einem kleinen Dorfhaus in der Maremma verbringen, die bei Follonica anfängt und sich runterzieht bis zum Monte Argentario. Für mich ist diese Region mein zweites Zuhause. Über die Zeit hinweg habe ich Freunde gefunden, die dort leben und für die die südliche Toskana sehr viel mehr als Strand und Essen und ich habe das Glück, mit Ihnen immer wieder neue, mir unbekannte Plätze zu entdecken. Wenn ich mit Freunden aus Deutschland hierher komme, zeige ich ihnen mein Zuhause beobachte mit Freude, wie überrascht und begeistert sie von der Vielfältigkeit dieser Region sind. Dieses Jahr an Ostern kam mir die Idee, meine Lieblingsorte zu fotografieren und einen kleinen „Guide“ für alle zu kreieren, die ihren Urlaub in der Maremma verbringen möchten.

Ich liebe den August, wenn dort „Ferragosto“ ist, eine Zeit, während der sich ganz Italien im Ausnahmezustand befindet. Es werden Konzerte veranstaltet, die Strände sind so voll, dass man mit Glück in der fünften Reihe sein Handtuch auslegen kann, und in den Dörfern finden „Sagre“ statt, bei denen lokale Spezialitäten im Kollektiv gekocht warden und bei denen man für wenig Geld an Plastiktischen gemeinsam essen und trinken kann. Aber auch der Spätsommer, der Herbst und der Frühling sind auf ihre eigene Art besonders. Jede Jahreszeit taucht die Hügellandschaft in eine andere Farbpalette und lässt andere Gerüche durch die Dörfer ziehen. Mit dem Auto anzureisen ist die einfachste Option, so hat man die Freiheit, alles auf eigene Faust zu erkunden. Wenn man nicht die ganze Strecke von Deutschland aus fahren möchte, kann man alternativ nach Pisa, Florenz oder Rom fliegen und dort ein Leihauto nehmen. Zum Schlafen bieten sich neben Hotels verschiedene Agritourismi und Airbnb´s an, von denen ich am Ende des Artikels einige empfehlenswerte aufgelistet habe.

Montemerano

Montemerano ist ein Dorf im Landesinneren mit gut 480 Einwohnern. Hier gibt es eine Bar, eine Bäckerei, einen Tabakladen, ein paar Lokale und das weltweltberühmte Sternelokal „Da Caino“. Hier befindet sich unser Haus und von hier aus starte ich meine Tagesausflüge. Das Herz des Dorfes kann man nur zu Fuß erreichen. Fährt man mit dem Auto bis zur letzten befahrbaren Kurve, liegt dort die Bar von Mario und seiner Frau. Hier kann man, wenn alles andere schon geschlossen hat, für fünf Euro einen großen Teller Pasta essen und morgens einen Cappuccino für 1,20 Euro trinken. Auch bei il Moro ist das Essen mehr als ordentlich und preisgünstig. Der Inhaber und seine Frau bedienen die Gäste selbst, und ihre Terrasse lädt dazu ein, den Abend mit einem Blick über die weite Hügellandschaft der Maremma ausklingen zu lassen. Die Speisekarte bietet Pizza, Pasta und frisches Fleisch, besonders die Pasta mit Sugo „Cinghiale“ und die Tagliatta sollte man sich nicht entgehen lassen.

Gianlucas Garage

Fährt man von Montemerano in die Richtung des nächst größeren Ortes Manciano, kommt man durch „Poderi di Montemerano“. Hinter der zweiten Kurve rechts in einen Hang gelegen liegt das Grill-Lokal Gianlucas Garage. Gianluca, ein gebürtiger Maremmaner, der auf die 70 zugeht, hat das Haus, in dem sich sein Lokal und ein paar Zimmer für Gäste befinden, von seinen Eltern geerbt. Dort arbeitet er nun jeden Tag mit zwei Flüchtlingen und grillt für seine Gäste alles, was er am Tag frisch auf dem Markt bekommen hat. In den Sommermonaten lädt er jeden Samstag Musiker ein, die Live-Konzerte geben, und manchmal setzt Gianluca sich auch selbst ans Klavier und singt. An diesem Ort kann man ganz besondere Abende erleben und interessante Menschen von überall auf der Welt kennenlernen.

An Tagen, an denen man nicht ans Meer fahren möchte, bieten sich verschiedenste Orte im Landesinneren zum Entdecken an – unter Anderem „Pitigliano“, ein Dorf in Richtung Umbrien. Es wurde von den Etruskern  auf einem Tuffsteinfelsen erbaut. Im Laufe der Zeit suchten dort Juden Zuflucht, deren historisches Erbe noch heute dort vorzufinden ist. Bereits beim Blick hoch auf das Dorf mit seinem beeindruckenden Aquädukt lässt sich erahnen, wie viel Geschichte über einem liegt. Neben der mittelalterlichen Kathedrale Santi Pietro e Paolo gibt es im jüdischen Viertel eine Synagoge und eine jüdische Bäckerei. Um den Ort herum befinden sich viele Überreste etruskischer Gräber. Im Spätsommer wird hier ein Weinfest veranstaltet, bei dem alle Kantinen geöffnet werden und be dem man von Keller zu Keller gehen kann und überall günstig Wein auf die Hand bekommt. In jeder Gasse wird andere Musik gespielt und die Leute essen und tanzen bis spät in die Nacht.

Tarotgarten

Den Tarotgarten von Niki de Saint Phalle, der im Sommer immer nachmittags geöffnet hat, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Die französisch-amerikanische Künstlerin hat gemeinsam mit ihrem Malergatten Jean Tinguely hier in der Maremma diesen „Kunstpark“ entworfen und 1979 realisiert. Zeitweise lebten beide zusammen hier, heute können Besucher aus aller Welt dieses einzigartige und persönliche Zuhause besichtigen.

Hot Springs sind vielen wahrscheinlich ein Begriff. Auch in der Maremma gibt es heiße Quellen: Zwischen Montemerano und Saturnia liegen die Cascate del Mulino. Das Highlight sind die Kaskaden selbst. Fährt man nach den Kaskaden einige hundert Meter weiter in Richtung Saturnia und biegt rechts bei dem Schild „Therme di Saturnia“ in eine schmale Allee ab, liegt zur Rechten ein Feld. Wenn man über dieses auf das Schilf zuläuft, erreicht man einen kleinen Seitenfluß mit dem warmen Thermalwasser. Hier kann man abseits von anderen Touristen Stunden im Wasser verbringen und nachts den Sternenhimmel auf sich wirken lassen.

Porto Ercole

Ein anderer schöner Platz zum entspannen, picknicken und erfrischen sind die Felsen am Fluß Albegna. Eine besonders schöne Stelle, die meist menschenleer ist, erreicht man folgendermaßen: Man fährt Richtung Saturnia und biegt vor dem Dorfeingang rechts in Richtung Sovana ab, dann kommt nach ca.  2 km ein Wegweiser Richtung Usi-Murci. Nach 1,5km erreicht man den Fluß.  Wenn man in der Kurve das Auto parkt, kann man zu Fuß in den Wald laufen und parallel zum Fluß wandern. Nach ein paar hundert Metern sieht man unten rechts die Felsen liegen.

Vor zwei Jahren, habe ich einen ganz besonderen Platz entdeckt: I Templari di Poggio Ponte. Inmitten des Waldes auf einer Lichtung befindet sich ein aus Tuffstein gegrabenes Amphitheater. Daneben ist ein Wasserfall, der in einen kleinen See mündet. Der Tempel selbst stammt aus dem 12. Jahrhundert. In seinem Inneren liegt ein Altar und an den Wänden sind ungewöhnliche Malereien. Die Magie des Ortes muss man selbst verspüren.

Mein Lieblingsstrand für den Hochsommer heißt Ultima Spiaggia. Der Name weist darauf hin, dass es sich hierbei um den letzten Strandabschnitt der Toskana handelt, dahinter beginnt Latium. Um dorthin zu gelangen, nimmt man von der Aurelia (SS 1) die Ausfahrt Pescia Fiorentina und hält sich, von Norden kommend, rechts Richtung Meer. Nach ca. 4 km kommt man nach Chiarone Scalo. Ca. 300 Meter nach dem Ort rechts kommt man durch eine Unterführung und danach fährt man auf der Via Gratticiaia geradeaus zum Parkplatz. Ultima Spiaggia ist ein großer Familienbetrieb, der im Sommer drei nebeneinander liegende Lokale betreibt. Einen einfachen Strandkiosk, ein Selbstbedienungslokal und ein teureres Fischlokal.  Ein marokkanischer Freund verkauft in seiner Hütte Kleidung, Accessoires und andere feine Dinge aus seinem Heimatland. Einmal im Monat veranstaltet Ultima Spiaggia eine große Strandparty.

Die Bar Fraotio Capalbio

Das Dorf Capalbio ist auf dem Weg zu Ultima Spaggia einen Abstecher wert. Auf der Stadtmauer kann man einmal um das ganze Dorf laufen und eine einmalige Aussicht über die Landschaft und das Meer genießen. Unterhalb vom Dorfzentrum liegt Il Frantoio, die wahrscheinlich schönste Bar in der Maremma mit guten Drinks und Speisen.

Für mich ist die schönste Stunde des Tages die, in der die Abendsonne die Natur in rotem Licht tränkt. Bricht man dann vom Strand auf und fährt ins Landesinnere, wird Autofahren zu einem Genuss. Wer nun auf der Suche nach einem schönen Stopp für einen Aperitif ist, fährt am besten auf der Aurelia bei der Ausfahrt nach Manciano  auf die Strada Provinciale Parinna ab und folgt dieser ca. 4 km, bis man einen Kreisverkehr erreicht. Dort befindet sich die Garabombo Bar. Es mag erstaunlich erscheinen, wie gut diese einsam an der Straße liegende Bar besucht wird, aber die Familie überzeugt mit Ihren Preisen und den hausgemachten Snacks, die meist den ganzen Tisch bedecken. Außerdem besitzt der Inhaber in seinem anliegenden Schuppen eine überraschend große und feine Weinsammlung und organisiert das Jahr über gute Konzerte.

Agritourismo La Selva

Wenn man sich auf der Stada Provinciale Parrina befindet, lohnt es sich ebenfalls, einen Abstecher zum Weingut La Parrina zu machen. Auf diesem Bauernhof, der wie aus einem Bilderbuch erscheint, werden Pflanzen, frische Lebensmittel und eigener Wein verkauft. Für frische Lebensmittel und Wein kann ich auch den La Selva Agritourismo empfehlen, der ca. 10 km von Parrina entfernt liegt. Dieses Biounternehmen wurde von einem deutschen Unternehmer, Carlo Egger, gegründet. Hier werden unter anderem Tomaten, Oliven, Artischocken und Melonen angebaut und für Supermärkte auf der ganzen Welt verarbeitet. In dem kleinen Laden gibt es frisches Obst und Gemüse, Wein, Sugi und vieles mehr.

Sand und Pinienwald am Feniglia

Der Strandabschnitt Feniglia liegt hinter Ortetello und wird von einem kilometerlangen Pinienwald gesäumt, in dem man sonnengeschützt spazieren gehen kann. Inmitten der Bäume wurde eine Gedenkstätte für den Maler Caravaggio errichtet, der einige Jahre seines Lebens in Porto Ercole verbrachte. Das Strandlokal Mama Lisha ist das ganze Jahr über Samstags geöffnet und somit der einzige Ort, an dem man außerhalb der Hauptsaison gute Spaghetti Vongole bekommt.

Das waren ein paar meiner Lieblingsplätze in der Maremma – die Orte, an denen ich immer wieder die schönste Zeit des Jahres verbringe. Die Einfachheit der Menschen und des Essens sowie die Schönheit der Natur geben mir eine einzigartige Ruhe und ein Gefühl der Geborgenheit. Ich bin sehr froh, so einen authentischen und unberührten Ort zu kennen und kann nur jeden einladen, sich auch auf ihn einzulassen.

Orte zum Übernachten

Airbnb in Montemerano

Ferienwohnung in Montemerano

Agritourismo LaSelva

Agritourismo Parrina

Hotel bei Poderi di Montemerano