Die Studentischen Senatoren hatten zum zweiten Student Plenum im Fall Semester 2015 geladen. Im Fokus stand die Reform der Major-Phase, welche im Teaching Council beschlossen wurde. Ein Rückblick auf die Diskussion.
Dienstagabend, der 03. November. Das Forum am Campus der Zeppelin Universität im Fallenbrunnen füllte sich nach und nach und um 19:30 Uhr ging es los. Es stand ganz klar im Zeichen der beschlossenen Reform der Major-Phase. Die Vorstellung der Thematik und die Moderation der Diskussion übernahmen Senator David Walleneit und Jonas Gathen, einer der beiden SPE-Programmschaftssprecher im Student Council. Ein kurzer inhaltlicher Überblick über die Reform:
- Die Anhebung der ECTS-Anzahl für jedes in Modulen beinhaltete Seminar von 5 auf 6 ECTS. Das bedeutet, dass eine Lehrveranstaltung weniger pro Semester gewählt werden kann, als es bisher der Fall war. Pro Semester dürfen Studierende (ohne Minor) maximal 30 ECTS sammeln. Nach der aktuellen Prüfungsordnung sind das also 6 Seminare pro Semester. Nach dem Reformvorschlag wären es nur noch 5.
- Jeder Studierende kann einen Minor machen. Bisher war die Voraussetzung für einen Minor einen Notendurchschnitt von 2,0 und besser. Mit einem Minor können Studierende aktuell 35 ECTS pro Semester sammeln, das entspricht 7 Lehrveranstaltungen. Nach der neuen Regelung wären es nur noch 6 Lehrveranstaltungen.
- Die Module sollen polyvalenter werden. Dies könnte beispielsweise eine größere Wahlfreiheit bedeuten, oder die Vergrößerung von Modulen, so dass einzelne Lehrveranstaltungen in mehreren Modulen enthalten wären. Genaues ist jedoch noch nicht definiert.
- Der bisher verpflichtende Workshop „Kreative Performanz“ soll künftig ein Wahlpflichtkurs sein. Eine ECTS-Anzahl hierfür ist noch nicht festgelegt.
Die Abstimmung über die Reform fand im Teaching Council statt. In Gesprächen der studentischen Vertreter mit den Mitgliedern des Gremiums wurde schnell klar, dass in der Tat alle Gesprächspartner geschlossen für die Reform sind. In ebenfalls spontan einberufenen Programmschaftssitzungen und einer Online-Umfrage positionierten sich die Studierenden mehrheitlich gegen die Reform. Die Hauptbedenken auf studentischer Seite sind zum einen der Verdacht, dass sich dahinter weitere Sparmaßnahmen verbergen – trotz des Versprechens, dass an der Lehre nicht gespart würde. Des Weiteren wird eine Einschränkung der Wahlfreiheit befürchtet, da durch die Reform weniger Kurse gewählt werden könnten. Diesen Bedenken standen die Argumente der Reform-Befürworter entgegen: Die Mehrheit der Dozenten an der Universität seien unzufrieden darüber, wie Studenten Seminare vor- und nachbereiten. Zudem sei die Anzahl an „geschobenen“ Prüfungsleistungen an der Universität sehr hoch – Tendenz steigend. Dem Argument der studentischen Vertreter, dass hohe „Schieberaten“ per se nichts Negatives seien, da sie von einer gewollten Überforderung und somit auch von einem immensen Interesse der Studierenden an vielen Lehrveranstaltungen zeugten, stand das Argument gegenüber, das eine hohe Anzahl „geschobener“ Prüfungsleistung ein akkreditierungstechnisches Problem seien. Den Grund in hohen Schieberaten sehen die Lehrenden in einer Überforderung der Studierenden – das Hauptargument pro Reform. 20 bis 25 Prozent der Studierenden fühlten sich schlicht überfordert mit ihrem Studium – und von diesen wählten die meisten dennoch mit Hilfe der Minor-Berechtigung 7 Kurse. Dem müsse ein Riegel vorgeschoben werden, so die Argumentation der Unterstützer der Reform. Des Weiteren bringe die Reform faktisch keine Einsparungen, da lediglich schlecht nachgefragte Kurse wegfallen würden, welche perspektivisch ersetzt werden sollen. Die Forderung aus dem Publikum, Dozenten sollten ihre Prüfungsleistungen als Reaktion auf die Überforderung der Studierenden anpassen, wurde mit Applaus begleitet. Darauf wurde entgegnet, dass eine Forderung dessen unter dem Gesichtspunkt der Freiheit der Lehre nicht zu rechtfertigen sei.
Das Ergebnis im Teaching Council war ein deutliches Ja zu der Reform. Die studentischen Vertreter enthielten sich geschlossen, bis auf eine Gegenstimme. Jonas und David erklärten, dass dies Ergebnis einer Konsensfindung mit den anderen Teaching Council-Mitgliedern gewesen sei, da sich von Anfang an abgezeichnet habe, dass die Reform nicht zu verhindern ist. Der getroffene Konsens ist nun, dass eine Operationalisierbarkeit einer Quote (zwischen 10 und 20 Prozent aller BA-Studierenden, genaues ist unklar) von den notentechnisch besten Studierenden gefunden werden soll, welche weiterhin 7 Lehrveranstaltungen pro Semester wählen können. Des Weiteren wurde von den studentischen Vertretern die Einsicht in Evaluationsergebnisse von Lehrveranstaltungen gefordert. Die Möglichkeiten hierfür werden im Quality Council überprüft. Zudem sollen erst im Verlauf der Reform Kurse gestrichen werden – und zwar nur Lehrveranstaltungen mit weniger als 10 Teilnehmern. Nachdem diese Punkte erreicht worden waren, sei es ein schlechtes Zeichen an die anderen Mitglieder des Teaching Councils gewesen, als studentische Vertreter dennoch geschlossen gegen die Reform zu votieren. In Wortmeldungen wurde heftig kritisiert, dass es dennoch Aufgabe der studentischen Vertreter sei, das mehrheitliche Meinungsbild der Studierenden im Abstimmungsverhalten widerzuspiegeln und somit auch ein Signal an den Senat zu senden, in welchem die abschließende Abstimmung über die Reform stattfindet. Hier sollte allerdings überlegt werden, ob man die Enthaltungen der Programmschaftssprecher tatsächlich als ein verstecktes „Okay, dann kommt die Reform eben“ oder doch eher als ein „Wir sind dagegen, enthalten uns aber, weil es uns angesichts des Konsens als richtig erscheint“ verstehen möchte.
Das Student Plenum spiegelte insgesamt wider, dass die große Mehrheit der anwesenden Studenten mit der Reform unzufrieden ist. Und das, obwohl sie keinen aktuellen Studenten essenziell betreffen wird, da wir weiterhin nach der Studienordnung studieren werden, welche wir zu Beginn unseres Studiums unterschrieben haben. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Empörung über die Reform etwas sehr Positives, denn sie zeigt einmal mehr, wie viel ZU-Studenten nachhaltig an ihrer Universität liegt. Doch eine weitere, wichtige Erkenntnis jenes Dienstagabends, die sich anschließend an die Diskussion über die Major-Reform in einigen Wortmeldungen herauskristallisierte, ist eine andere: zu Beginn des Plenums waren 70 Studierende anwesend, inklusive der Student Council-Mitglieder und Senatoren. Das entspricht 5 Prozent der gesamten Studentenschaft. Als ich mich an der ZU, mit ihrem großen Versprechen des hohen studentischen Engagements und der hohen Partizipationsmöglichkeiten, beworben habe, bin ich davon ausgegangen, dass deutlich mehr Leute an einem Student Plenum teilnehmen – insbesondere, wenn es um ein Thema geht, über das sich scheinbar so viele Kommilitonen so furchtbar aufregen. Ja, scheinbar. Denn an der bereits erwähnten Umfrage zu der Reform hat gerade einmal ein Drittel der Studentenschaft teilgenommen. Der beim Student Plenum in den Raum geworfene Vorwurf, dass studentische Belange in Gremien seit Jahren weniger ernst genommen werden, erscheint durchaus berechtigt. Doch stiller Frust und Abwenden von studentischer Partizipation, wie beispielsweise einem Student Plenum, ist der absolut falsche Weg. Es wird bald wieder ein Student Plenum geben; angestrebt wird dabei die Anwesenheit aller akademischen Programmleiter, welche mitverantwortlich für das Befürworten der Reform im Teaching Council sind. Wenn die Studentenschaft ein Zeichen setzten will, weil sie die Reform der Major-Phase nicht gut heißt, dann wäre eine Anwesenheit von mehr als 5 Prozent der Studierenden sicherlich nicht verkehrt.