Die Student Lounge – zwischen Kohle, Kritik und Kissenschlachten

In zwei Tagen findet an der Zeppelin Universität die wohl aufwändigste und mit 20.000€ Gesamtkosten auch teuerste Party des Jahres statt: Die Winter Wonderland Weihnachtsfeier. Veranstalter ist die Student Lounge e.V., ein Verein mit rund 800 Mitgliedern, deren Wirkungsfeld sich dem Slogan zu Folge zwischen Uni, Party und Kultur bewegt.

Die Teilnehmerzahl limitiert auf 400 Personen, die Tickets mit 30€ ungewöhnlich teuer für die studentische Zielgruppe. Und braucht die ZU denn überhaupt so ein fancy Event wie diese Weihnachtsfeier? Laut Alex, der nun im Interview am Ende seiner einjährigen Amtszeit als zweiter Vorsitzender der Student Lounge zurückblickt, muss es für ZUler schon immer „ein Bisschen glamourous“ sein. Die Tatsache, dass alle Tickets innerhalb von zwei Tagen ausverkauft waren, scheint ihm Recht zu geben. Zwar wirkt die Veranstaltung, ja allein die Eintrittskarte, verpackt als Stoffbändchen in einer Geschenkbox inklusive M&M’s mit Student Lounge-Logo tatsächlich recht pompös, doch bei genauerer Betrachtung erscheinen Kostenpunkt und Teilnehmerbegrenzung nachvollziehbar.

Die Kosten setzen sich zunächst aus vier Getränkemarken im Wert von insgesamt 10€ zusammen. Der reine Eintrittspreis beträgt also lediglich 20€. Diese gehen direkt an Stephan Zupfer, der eben diesen Betrag pro Person, die am Buffet teilnimmt, berechnet. Die Einführung von Wertmarken hängt mit den Erfahrungen aus dem letzten Jahr zusammen, als während des Feueralarms 1.500€ verschwanden, deren Verbleib nicht geklärt werden konnte. „Wir wollten einfach die Menge an Bargeld am Seemooser Horn begrenzen“ begründet Chelsea, erste Vorsitzende der Student Lounge, die Maßnahme. Die Limitierung der Tickets auf 400 Stück hängt unmittelbar mit der Budgetplanung zusammen. Das SMH ist nämlich nicht bloß tagsüber Campus und abends stimmungsvolle Eventlocation, sondern für die Student Lounge als Veranstalter auch umsonst. Trotzdem birgt es einen entscheidenden Nachteil: Aus der allseits bekannten wie beliebten Brandschutzordnung geht hervor, dass sich maximal 400 Personen gleichzeitig im Erdgeschoss des SMH aufhalten dürfen. Angebote zur Miete größerer Räumlichkeiten im Bodenseekreis veranschlagten bis zu 50.000€ zusätzliche Kosten. Die Ticketpreise hätten sich damit womöglich verdoppelt.  „Wir wollen einfach keine Tickets für 50€ oder mehr anbieten“, kommentiert Chelsea. Damit die Student Lounge ihrer satzungsgemäßen Funktion als „Dachverband und Verwalter finanzieller Mittel von sich selbstständig organisierenden Initiativen und Gruppen“ gerecht wird, also die Mitgliedsbeiträge vornehmlich in die Initiativenarbeit investiert werden, hat die Uni übrigens einen Betrag von 2.000€ zur Weihnachtsfeier beigesteuert. Eine begrüßenswerte Maßnahme, die fast verwundert, wenn man beachtet, dass in diesem Jahr erstmals ein offizielles Treffen zwischen der Student Lounge und Universitätspräsidentin Insa Sjurts stattfand.

Und dennoch, Frau Sjurts jüngstes Interesse an der direkten Kommunikation mit der Student Lounge beweist einmal mehr deren zentralen Stellenwert inmitten der Studierendenschaft. Chelsea und Alex, die gemeinsam mit Jonas noch bis Ende des Jahres den geschäftsführenden Vorstand der Student Lounge bilden, verweisen darauf, dass sie im Rahmen ihrer Tätigkeit „wirklich jeden Lebensbereich der Studierenden mitgestalten konnten.“ Nicht zuletzt hängt das mit dem beeindruckenden Budget von 20.000€ pro Semester zusammen, über das die Student Lounge verfügen darf. „Die Student Lounge macht einfach einen extrem großen Anteil dessen aus, was hier an der Uni läuft“, fasst Chelsea das im Interview salopp zusammen. Von sichtbaren Aktionen, wie den Weinseminaren, der Student Fair, der langen Nacht der Hausarbeiten, dem Napping Room, Studentenfutter in der Mensa und Luftpumpen im Fahrradkeller, organisiert durch die verschiedenen Ressorts Kultur, Kommunikation, Initiativen, Infrastruktur, Event und Student Care, bis hin zu einer besonderen Institution: dem ZU|Hilfsfonds. Diesbezüglich konnten Chelsea und Alex übrigens eine Neuerung ankündigen. Das bis dato direkt durch die Student Lounge vergebene Notfalldarlehen für unverschuldet in finanzielle Schieflagen geratene Studierende, soll – so zumindest der Vorschlag des Vereins –  ab dem Fall-Semester 2018 durch die Uni selbst verteilt werden. Dies hängt mit der Rückzahlung der Darlehen zusammen, die in der Vergangenheit selten ohne Probleme abgewickelt werden konnte. Die Studenten, die die Posten des geschäftsführenden Vorstandes bekleidet haben, sahen sich daher bereits in mehreren Fällen mit der unangenehmen Situation konfrontiert, eine Kommilitonin oder einen Kommilitonen zur Kasse bitten zu müssen. Durch den Einbezug der Universität soll künftig eine ausreichende Professionalität sowie Neutralität gewährleistet werden.

Trotz zahlreicher Impulse, die die Student Lounge an der ZU setzt, wurde in der Vergangenheit regelmäßig auch Kritik gegenüber der Organisation laut. Die Parties seien mies und daher schlecht besucht lautet ein beliebter Vorwurf. Und wieso werden überhaupt finanzielle Mittel für Kissenschlachten und Neonparties ausgegeben, die seit 2010 nicht mehr cool sind? Ein weiterer Vorwurf richtet sich an das Team selbst: Denn dem ein oder anderen kam es in den letzten Semestern so vor, als rekrutierten sich die Protagonisten bei der Student Lounge immer aus demselben Freundeskreis, Studierende unterschiedlicher Semester fühlten sich nicht mehr ausreichend repräsentiert. Doch die genannten Vorwürfe zielen ins Leere, denn kaum ein Kritiker, hat sich jemals selbst auf einen Vereinsposten beworben, geschweige denn auch nur eine Mitgliederversammlung besucht, obwohl immerhin zwei Drittel der immatrikulierten Studierenden Mitglieder der Student Lounge sind. Will heißen: Wem die Aktionen der Student Lounge zu trivial oder abwechslungslos erscheinen, der sollte sich aktiv engagieren, wenigstens seinen Unmut im Rahmen der Mitgliederversammlung kundtun oder in letzter Konsequenz aus dem Verein austreten. Zumindest indirekt geht es schließlich um unser Geld.

Wer der Meinung ist, dass ein Kulturressort mehr bieten sollte als Weinseminare oder die Infrastruktur nicht bloß Musikanlagen vermieten könnte, kann die Gelegenheit nutzen dies dem jüngst gewählten Team mittzueilen oder sich bei der nächsten Versammlung im Mai selbst aufstellen zu lassen. Und falls der Anreiz dafür noch nicht groß genug ist: Mit einem Jahresumsatz von 40.000€, einem Steuerberater und Anwalt als professionell beratende Instanzen, einem Gesamtteam von 12 Personen plus Verwaltungsmitarbeiterin Brigitte, bietet die Student Lounge eine reizvolle Praxiserfahrung, die in der Form auch an der ZU einzigartig und sicher nicht selbstverständlich ist.

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