Logos von Discountern. Immer noch angeklebt an den großen Fensterfronten. Diese Tür mit dem Hinweis: raus geht’s, rein nicht. Reihe an Reihe vertraute Holztische und Bänke. Alles, wie man es kennt – und irgendwie – doch nicht.
Die Plattitüden des „Neubeginns“ und des „Neuanfangs“ – ja, sie sind an unserer geliebten Universität allgegenwärtig. Und dieser Neuanfang wird viel gelebt, wenn auch manchmal etwas zu gezwungen. Nicht zuletzt die Eröffnung unseres neuen Campus bot dafür viel Gelegenheit und hat sich als neues Zentrum des Studierendenlebens längst etabliert. Wenngleich der Eine oder Andere sich immer noch ein bisschen fremd fühlt am Fallenbrunnen, so verbringt er längst seinen Alltag hier .
Doch wie steht es um unsere alte Liebe? Dem alten Campus am Seemooser Horn? Eines kann man unbestritten bestätigen: Es gibt ihn noch. Und manch ein Student verirrt sich an dem ein oder anderen Tag an den Campus am See, den schon manch einer zu vergessen scheint. Die großzügig angelegten Tischreihen zeugen von einer Zeit, in der sie wohl gut gefüllt von fleißigen Studenten waren. Jetzt füllen sie sich vielleicht annähernd zum Mittagessen. Der Check-In liegt einsam und verlassen im Foyer. Der Tresen ist nahezu leer geräumt. Wenn man an einem normalen Dienstagnachmittag den Seecampus betritt, überkommt einen das Gefühl eines verlassenen und aufgegebenen Orts. Einem Ort, an dem manch eine Veranstaltung ihr zu Hause hatte. Sei es die Bürger-Uni, die Veranstaltungen des CIP, der Soapbox oder der Student-Plenen. Angeschlossen daran war natürlich ein wunderbarer feucht-fröhlicher Barabend. Davon ist jetzt nur noch etwas zu erahnen. Wie oft traf man sich hier spontan und oftmals voller Sorge zu Vollversammlungen oder InstantDiscussions, wenn ein Präsident, oder eine studentische Vizepräsidentin zurückgetreten sind?
Vielleicht auch ein guter Zeitpunkt, um sich in Erinnerung zu rufen, dass das Seemooser Horn 20 schon immer ein Gebäude war, das sich wieder und wieder durch Veränderungen bemerkbar machte. Als 2003 die ZU hier einzog, war das Gebäude noch ein langgezogener Schlauch in altem Gemäuer. Eben das, was wir heute als den Altbau, oder den Semi-Teil des Gebäudes kennen. Hier und da noch Anzeichen an eine alte, noch länger vergangene Zeit als jene, die jetzt hinter uns liegt. Die Seele gab es in der uns bekannten Form überhaupt nicht. Habt ihr euch nicht gefragt, wo eigentlich auf der Dachterrasse am FAB-3 die Runden Bänke und Tische herkommen? Genau, diese weißen geschwungenen Holzbänke, die letztes Semester noch auf den Dächern der Container Uni standen. Diese wurden nicht extra angeschafft. Das sind die alten Überreste einer Unimensa, die wir Studenten hier nie miterlebt haben. Das ist nämlich das alte Mobiliar aus dem alten SMH. Ein einfaches Gespräch mit unseren Hausmeistern reicht aus um ein umfassendes Bild zu bekommen, wie früher die Uni ausgesehen hat. Alternativ kann man sich auch alte Dokumentationen auf YouTube anschauen.
So oder so: Das SMH veränderte sich. Und voller Stolz wurde im Jahr 2008 der Neubau am SMH eröffnet. Darin enthalten der große Glascubus, in dem wir manche Seminare verbracht haben (und immer noch verbringen), aber auch die Mensa, die wir als Seele lieben gelernt haben. Mit der großen Terrasse, auf der man manche Sommertage mit einem Stapel von Texten verbracht hat. Weit draußen auf dem See die kreuzenden Schiffe der Weißen Flotte, für uns oftmals ein Symbol für die unerreichbare Freizeit in der Prüfungsphase.
Und heute? Heute findet man vereinzelt Studenten verstreut vor sich hin arbeiten oder Mitarbeiter sich zu einer Besprechung treffen. Ohne Einschränkung muss man auch den Vorteil des neuen, leeren SMH einmal nennen: Hier lässt es sich nun richtig angenehm arbeiten und konzentriert an einem Tisch sitzen, wo vor einem halben Jahr noch laut mit Kaffeetassen und Geschirr geklirrt wurde. Denn sogar die Kaffeetassen sind seit neustem aus der guten alten Seele verschwunden. Dort stapeln sich jetzt ebenfalls die Pappbecher zu Hauf.
Wer sucht, der findet. Wer Ruhe braucht, der sucht und findet sie dann auch in der ehemaligen Bibliothek. Dort, auf einer großen leergeräumten Fläche, in der nur noch Stühle und Tische übrig geblieben sind, kommt manch ein Bachelor-Schreibender und transkribiert, arbeitet und recherchiert. So füllt sich gerade in den letzten Wochen das SMH langsam wieder mit einigen Studierenden. Manch einer fühlt sich hier immer noch wohler als am Fallenbrunnen. Denn der schönste Arbeitsplatz an der Zeppelin Universität ist eben noch nicht ganz vergessen und unsere Aufgabe als Studierenden ist es, das SMH weiter zu beleben. Ob es im Einzelnen ist, indem man hier unten zum Arbeiten kommt, ob als Initiative, die sich hier ihre Räumlichkeiten einrichten oder weiterhin als Veranstaltungsort, der durch seine Nähe zum See und durch die offene Architektur weiterhin einer der reizvollsten Veranstaltungsorte am Bodensee ist. Denn das SMH ist vielleicht ein bisschen anders, manchmal ein bisschen provisorisch, aber die Studierenden füllen es mit viel Herz und Liebe für ein Gebäude, was uns jetzt schon seit 12 Jahren durch die Geschichte unserer Universität bringt.