Das neue Semester hat schon vor einigen Wochen begonnen. Doch der Kinoherbst zieht erst jetzt so richtig ins Land. Für alle, die sich von den Ergebnissen der Bundestagswahl ablenken wollen oder einfach so gern ins Kino gehen, habe ich eine -wie immer rein subjektive- Liste persönlicher Empfehlungen für diesen Kinoherbst zusammengestellt.
21.09. Kingsman 2: The Golden Circle
Nachdem ebenso überraschenden wie überragenden Erfolg von Matthew Vaughn’s Bond-Parodie „Kingsman – The Secret Service“ wird Kingsman 2 zum Erscheinen dieses Artikels sicher noch auf der großen Leinwand zu finden sein. Die Frage der Notwendigkeit dieses Sequels steht wohl in Unabhängigkeit zu dessen Unterhaltungswert, ein Blick auf Handlung und Cast kann also riskiert werden.
Neben Taron Egerton, der entgegen kürzlich von Internet-Trolls verbreiteten Todesgerüchten wohlauf ist, und Mark Strong, darf auch Colin Firth als personifizierter englischer Gentleman zurückerwartet werden. Mit Julianne Moore als neuer Gegenspielerin müssen die britischen Agenten mit ihren amerikanischen Kollegen zusammenarbeiten, wobei sie unter anderem auf Jeff Bridges, Channing Tatum und Pedro Pascal treffen. Die weniger zurückhaltenden Trailer versprechen ähnlich wie der erste Teil stilsichere britische Agenten gepaart mit ironisch überzogener Action.
- 09. Victoria und Abdul
Dame Judi Dench begibt sich zum wiederholten Mal in die distinguierte britische Aristokratie und bekleidet in diesem Film das Amt eines der historisch wohl einflussreichsten englischen Staatsoberhäupter – Königin Victoria. Diese lernt bei einer Indienreise im Rahmen ihres 50. Thronjubiläums einen jungen indischen Bediensteten (Ali Fazal) kennen, der – angesichts des Titels keine große Überraschung – auf den Namen Abdul hört. Stephen Frears, welcher bereits 2006 bei dem Biopic „Die Queen“ über Elizabeth II. Regie führte, erzählt die Geschichte einer ungleichen Freundschaft und der daraus resultierenden Konflikte am englischen Königshof.
05.10. Blade Runner 2049
Etwas actionreicher geht es wiederum in „Blade Runner 2049“ zu. Der Film reiht sich in die Riege an Sequels und Remakes ein, die momentan einen erheblichen Teil der Kinowelt ausmacht.
Der 30 Jahre nach Ridley Scotts Sciene Fiction-Klassiker „Blade Runner“ spielende Film basiert auf den Ereignissen des ersten Teiles, in dem Rick Deckard (Harrison Ford) außer Kontrolle geratene künstliche Menschen, sogenannte Replikanten, aufspüren muss. Die dystopische Situation der Gesellschaft scheint sich nicht verbessert zu haben, denn Ryan Gosling muss sich als Polizist K auf die Suche nach Deckard machen, um die Gesellschaft vor einer schwerwiegenden Entdeckung zu bewahren. Ridley Scott kehrt als Produzent zurück, während Denis Villeneuve (Arrival, Prisoners, Sicario) diesmal die Regie übernimmt. Dieser bringt aus früheren Produktionen den Komponisten Jóhann Jóhannsson mit, der den Score gemeinsam mit Benjamin Wallfisch (Hidden Figures) und Filmmusiklegende mit Hans Zimmer schrieb.
09.10. What Happened to Monday?
Mit nur einem Komponisten (Christian Wibe) kommt Tommy Wirkolas Science Fiction Thriller “What happened to Monday?“ aus, auf den ich erst in der Recherche zu diesem Artikel gestoßen bin. Allerdings klingt neben der Handlung auch die Besetzung mit Noomi Rapace (Sherlock Holmes – Spiel im Schatten), Glenn Close (Guardians of the Galaxy) und Willem Dafoe (Spider-Man) vielversprechend.
In einer dystopischen Zukunft wird die Überpopulation durch eine strenge Ein-Kind-Politik kontrolliert. Sieben Schwestern teilen sich in der Öffentlichkeit eine Identität – jede darf und muss an einem Tag der Woche das Haus verlassen. Doch eines Abends kehrt Monday nicht zurück und die Schwestern beschließen, nach ihr zu suchen.
- -25.10. Tulpenfieber
Eine wesentlich klassischere Geschichte spielt einige Jahrhunderte eher – im 17. Jahrhundert, zur Zeit der niederländischen Tulpenmanie, dem ersten großen Börsencrash der Welt. Diesem zum trotz scheint sich Justin Chadwicks historisches Drama vor allem um die Liebesgeschichte zwischen der jungen Ehefrau (Alicia Vikander – Danish Girl) eines reichen Kaufmanns (Christoph Waltz – Django Unchained) und eines jungen Künstlers (Dane DeHaan – Valerian, die Stadt der Tausend Planeten) zu drehen. Dies mag auch der Grund sein, warum dieser Film zwei Monate nach dem offiziellen Kinostart lediglich im Kennerkino gezeigt wird. Dennoch machen sowohl das Production Design und der historische Hintergrund als auch die noch deutlich längere und durchweg großartige Besetzungsliste Lust auf diesen Film.
31.10. Thor 3: Tag der Entscheidung
Ein deutlich breiteres Publikum sollte „Thor: Ragnarok“ (Der Originaltitel ergibt um einiges mehr Sinn als die deutsche Übersetzung!) ansprechen, der am Reformationstag zum ersten Mal gezeigt wird. Ja, das ist ein Dienstag.
Marvels vorletzter Film vor der Zusammenführung des Marvel-Universums in „Infinity War“ greift wohl eher die Atmosphäre der erfolgreichen Vorgänger „Guardians of the Galaxy Vol.1“ und „Vol. 2“ sowie „Dr. Strange“ auf, als die der direkten Thor-Prequels. Dies erklärt sicher auch die Wahl eines frischen Teams mit Taika Waititi (Wo die wilden Menschen jagen) in der Regie und Mark Mothersbaugh (21 Jump Street) für den Score.
Auch hier treffen schon einige der Superhelden aufeinander, genauer gesagt das aus „Captain America: Civil War“ ausgeschlossene „Team Thor“, das durch eine großartige Besetzung repräsentiert wird. Bislang ist bekannt, dass der Donnergott (Chris Hemsworth) mit seinem Bruder Loki (Tom Hiddleston) und weiterer Unterstützung, darunter unter anderem Dr. Strange (Benedict Cumberbatch), der aufgrund seines Kultfaktors an dieser Stelle aus Prinzip auftauchen muss, sein Reich Asgard vor der Göttin Hela (Cate Blanchett) verteidigen muss. Davor wird er jedoch gefangen genommen, um als Gladiator gegen seinen grünen Avengers-Kollegen Hulk (Mark Ruffalo) zu kämpfen.
09.11. Mord im Orientexpress
Fast ebenso gut besetzt wie das Thor-Sequel ist die Neuverfilmung von Agatha Christies Klassiker „Mord im Orientexpress“, der, obwohl der Klassiker kein Remake bräuchte, durch Cast und Crew sowie einen innovativen Teaser überzeugt. Mit Kenneth Branagh (Thor, Cinderella) in der Regie und Patrick Doyle (ebendiese) als Composer kann eigentlich wenig schiefgehen.
Wer die Handlung nicht kennt, der soll sich überraschen lassen. (Kleiner Spoiler: Es geht um einen Mord. Im Orientexpress.) Viel interessanter ist an diesem Punkt die Besetzung. Branagh selbst (Gilderoy Lockhart in Harry Potter und die Kammer des Schreckens) wird die Rolle des Meisterdetektivs Hercule Poirot übernehmen. Dazu kommen unter anderem Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley, Willem Dafoe, Penélope Cruz, Josh Gad und Judi Dench als Passagiere. Entweder ist mein Filmgeschmack sehr einseitig oder manche Schauspieler sind in diesem Jahr einfach überall vertreten – die Entscheidung bleibt euch überlassen.
23.11. Battle of the Sexes
Noch etwas lustiger soll das Biopic „Battle of the Sexes“ werden. Darin wird die Geschichte eines 1973 stattfindenden als „Battle of the Sexes“ bezeichneten Tennisschaukampfes zwischen der ersten weiblichen Tennistrainerin und Weltranglistenerster Billie Jean King (Emma Stone – La La Land) und ehemaligen Champion Bobby Riggs (Steve Carell – Ich – Einfach Unverbesserlich) erzählt. In Szene gesetzt wird das Ganze von Regieduo und Ehepaar Jonathan Dayton und Valerie Faris (Little Miss Sunshine).
Manifesto
Cate Blanchett schlüpft in einer Videoinstallation von Julian Rosefeldt in dreizehn verschiedene Rollen, in denen sie kulturhistorische oder politische Manifeste vorträgt. Obwohl dieses Werk schon ab 2015 in verschiedenen Städten zu sehen war, so ist der offizielle Termin für den Filmstart für dieses Datum angegeben.
30.11. Coco
Ganz ein anderes Genre und vor allem meine Ausrede um Marvels Konkurrenz im November nicht erwähnen zu müssen (wenn man von Konkurrenz sprechen kann, Comic-Fans wissen, was gemeint ist) ist diese Geschichte. Daher hier mit Pixars neuestem Streifen noch einmal ein Disney-Unternehmen. Wer den Kopf im Vorfeld der Prüfungen freibekommen möchte oder einfach Animationsfilme mag, für den könnte „Coco“ etwas sein. Der Animationsfilm thematisiert den mexikanischen día de los muertos und erzählt die Reise eines kleinen Jungen, der in der bunten Welt der Toten seine Familie trifft. Eine besondere Rolle wird dabei wohl auch der von Michael Giacchino (Dr. Strange, Zoomania) komponierte Score spielen.
07.12. A Ghost Story
Dabei handelt es sich um ein gehaltvolles, existentielles Fantasydrama von David Lowery mit Casey Affleck und Rooney Mara in den Hauptrollen. So viel dazu.
Eigentlich möchte ich an dieser Stelle nur meinen Frust darüber auslassen, dass ich für „The Man Who Invented Christmas“, der ab 22.11. in den USA zu sehen ist, keine einzige Information über einen deutschen Kinostart finden konnte. Darin geht es um die Entstehung der vielleicht schönsten und einflussreichsten Weihnachtsgeschichte überhaupt, nämlich „A Christmas Carol“ von Charles Dickens. Der junge Dickens (Dan Stevens – Die Schöne und das Biest) steht unter Druck eine neue Geschichte zu veröffentlichen und lässt sich von seiner Umgebung schließlich zum einmaligen Ebenezer Scrooge (Christopher Plummer – Verblendung) und den anderen Charakteren seiner berühmtesten Weihnachtsgeschichte inspirieren.
14.12. Star Wars 8: Die letzten Jedi
Wer diesen Film sieht, sollte wissen worum es geht. Daisy Ridley, John Boyega und Mark Hamill und zahlreiche andere Charaktere sind zurück in einer weit entfernten Galaxie. Dabei ist auch der letzte Auftritt der im vergangenen Jahr verschiedenen Carrie Fisher in ihrer bekanntesten Rolle als (Prinzessin) Leia.
Ausnahmsweise ist der deutsche Titel hier mal informationsreicher als der des Originals und auch wenn die bisher größte Enthüllung in der Star Wars-Saga noch ansteht, so wissen wir nun zumindest bereits, dass es sich um die und nicht den letzten oder die letzte Jedi handelt.
Bis jedoch feststeht, wen wir alles dazuzählen können genießt diesen Kinoherbst! May the force be with you!