Andreas Krumtung ist PAIR(MA)-Student, CIP Vorstand, Initiator der Student Study zum Thema Korruption und Vater von drei Kindern. Er hat sich mit Futur drei getroffen, um über sein Leben als studierender Vater zu berichten.
Nur etwa fünf bis sieben Prozent der Studierenden deutschlandweit haben Kinder. Neben finanziellen Fragen müssen sich Studierende mit Kind zahlreichen anderen Herausforderungen stellen, wie etwa anspruchsvollem Zeitmanagement, Einschränkungen in der Mobilität und Übermüdung. Andererseits hört man immer wieder, dass das Studium eigentlich der perfekte Zeitpunkt für ein Kind ist: Durch Semesterferien und Flexibilität im Studienalltag bleibt viel Zeit, die man dem Kind widmen kann.
Oft steht und fällt die Möglichkeit zum Studieren mit Kind mit den Betreuungsmöglichkeiten der örtlichen Hochschule. Angesichts der Vor- und Nachteile, die Studieren mit Kind bietet, stellen sich daher die Fragen: Wie „familienfreundlich“ ist die ZU eigentlich? Woran liegt es, dass Studierende mit Kind hier eine Seltenheit sind? Und: Wie beurteilt Andreas als studierender Vater die Situation?
50% der Studierenden mit Kind sind verheiratet, 32% leben in einer festen Partnerschaft und 18% leben ohne festen Partner. Das ergab die 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Andreas gehört zur ersten Gruppe: Er und seine Frau sind seit acht Jahren verheiratet. Bei der Geburt ihres ersten Kindes (mittlerweile sind die Kleinen fünf, drei und ein Jahr alt) hat seine Frau noch studiert. Seit dreieinhalb Jahren widmet sie sich vorwiegend ihren Aufgaben als Mutter, begibt sich jedoch bald wieder auf Arbeitssuche. Da Andreas vor seinem Master-Studium bei der Marine gearbeitet hat, ist die finanzielle Situation der jungen Familie gesichert – die Bundeswehr zahlt nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses noch bis zu zwei Jahre sogenannte „Übergangsgebührnisse“.
Das Dasein als studierender Vater erfordert viel Selbstdisziplin und einen strukturierten Tagesablauf. Andreas steht jeden Morgen um 7:00 Uhr auf – für viele seiner Kommilitonen wahrscheinlich unvorstellbar. Doch mit Kindern dauert die Morgenroutine ungleich länger: Aus 15 Minuten im Bad werden schnell 40, danach wollen zwei der Kleinen in den Kindergarten gebracht werden. Die Zeit von 8.30 bis 16.30 verbringt Andreas in der Uni, um danach mit seinen Kindern spielen und Abendessen zu können. In der Prüfungsphase oder wenn beim CIP gerade viel anfällt (als Vorsitzender besuchte Andreas alle dreizehn Veranstaltungen in diesem Semester), muss er abends noch einmal in die Uni.
Andreas und seine Frau kriegen also beides unter einen Hut: Studium und Familie. Dass es an der ZU kaum strukturelles Angebot für Studierende mit Kind gibt, musste Andreas schnell feststellen. Wenn er seine Kinder mit in die Uni bringt, werden sie von Mitarbeitern und Studierenden immer herzlich aufgenommen, trotzdem würde sich Andreas eine Art verlässliche „Notbetreuung“ seitens der Universität wünschen. Pläne diesbezüglich gibt es: Die neu gegründete Initiative „Zeppelino“, die auch auf Facebook zu finden ist, bringt Betreuungsangebot von Studierenden und -nachfrage zusammen. Des Weiteren besteht eine Kooperation mit ZU|First Aid, in deren Rahmen bereits ein Kurs für die Erste Hilfe am Kind organisiert wurde. Außerdem soll der Erste Hilfe Raum in Zukunft kindertauglich gemacht werden. Seit 2013 ist die ZU Trägerin des Zertifikats „Audit familiengerechte Hochschule“; leider erschöpft sich ihre Familienfreundlichkeit bislang jedoch noch in Werbeslogans und Einzelprojekten. Diese Kritik bezieht sich vordergründig auf die Unterstützung von Studierenden mit Kind. Mitarbeitern mit zusätzlicher Elternrolle kommt die ZU beispielsweise durch individuelle Teilzeitmodelle und Unterstützung familienbedingter Auszeiten entgegen. Außerdem können Arbeitszeiten in Form der alternierenden mobilen Telearbeit flexibel gestaltet werden.
Andreas und seine Frau sind mit ihrer Entscheidung, schon während des Studiums eine Familie zu gründen, mehr als glücklich. Bei allen augenfälligen Einschränkungen sollte man nie vergessen, wie bereichernd Kinder und eine Familie sind. Auch soziale Kontakte können weiterhin gepflegt werden: Zweimal im Semester laden Andreas und seine Frau zu einem großen Fest nach Hause ein – auch für die Kinder ein riesiger Spaß. Andreas Rat an Kommilitonen, die auch schon über ein Kind im Studium nachgedacht haben, sich aber nicht trauen, ist daher: „Macht’s einfach!“. Er und seine Frau sind (eigenen Aussagen zufolge) mit einer gesunden Naivität an das Thema herangetreten: „Familie gründen ist etwas, was man macht, wenn es sich richtig anfühlt. Alles andere kriegt man dann schon hin.“