WGs von Freunden – F61

Die Kellerräume der Friedrichstraße 61 dürften den meisten ZU-Studenten ein Begriff sein. Doch wie sieht es hier aus, wenn die Party vorbei ist? Und wie lebt es sich in den Wohnungen darüber? Für eine neue Ausgabe unserer Serie “WGs von Freunden” hat Donna sich umgeschaut. 

Zunächst einmal: mein Blick auf die F61 ist befangen, denn ich lebe selbst seit etwas über einem Jahr hier. Vielleicht ist es jene Befangenheit, die mich zu dieser leicht pathetischen Aussage verleitet, gleichwohl: Dieses Haus ist eine Bastion der Freiheit. Generationen an ZU-Studenten und jungen Häflern haben hier schon gelebt und gefeiert. Hier gibt es keine Kehrwoche, keine Nachruhe und keinen Putzplan. Fast täglich wird morgens bei jemandem gefrühstückt und abends im Wohnungsflur oder einem der Zimmer gechillt, die WG-Türen stehen dabei für jeden offen. Wandtücher verwandeln die Zimmer in gemütliche Höhlen, der Hausflur ist gepflastert mit Die Linke-Stickern. Vernetzt ist das ganze Haus über eine WhatsApp-Gruppe – hier lädt man die anderen zum Essen ein, wenn man mal zu viel gekocht hat, wird auf der Suche nach Briefumschlägen oder Reißzwecken fündig und erfährt, wie die anderen ihren Sommer verbringen. Direkt gegenüber der aufgeräumten Uferpromenade, inmitten einer Zahnarztpraxis und einer Baustelle für einen Seeblick-Apartment-Wohnkomplex inklusive Tiefgarage herrscht hier ein gemütliches Chaos.

Das Dröhnen der riesigen Bohrer nebenan, das die Wände der F61 erzittern lässt, kündigt davon, dass für ein solches Chaos bald kein Platz mehr sein wird. Im Frühjahr nächsten Jahres soll die Friedrichstraße 61 abgerissen werden. Es wird das Ende einer Ära sein, der Tod eines Ortes, an dem man so frei wie zu Zeiten der ContainerUni einmal im Open Test House war. Diese Fotostrecke ist deshalb auch ein Abschiedsgruß – und ein Aufruf: Schafft neue Inseln der Freiheit! Eine Stadt wie Friedrichshafen, eine Uni wie die ZU, braucht sie jetzt mehr denn je.