Wir leben im Wandel – jeden Tag geschieht etwas Neues, die Zeit pulsiert und auch Organisationen, ja selbst die Zeppelin Universität scheinen heute lebendiger denn je. Rocktober November 2019, man darf auch mal Wacken an die ZU bringen. Ein kleiner Schritt für die Metal-Heads, ein großer für die Universität.
Es ist 1996 2019, Frau Sjurts geht weg und bräunt sich. In
der Südsee – Allein? Nein! Das Budget war klein. Unsere Präsidentin geht bei
der Hamburg Media School an Land und hinterlässt ein Schiff ohne klaren Kurs.
Aber das ist nicht die einzige Veränderung, die es dieses Jahr zu bestaunen
gibt. Nach Semestern der Flaute scheint es ein echtes Aufleben zu geben. Die
Caserne startet ein Event nach dem anderen, die Häfler rebellieren gegen das
Defizit an Nachtleben mit #AuflebeninFN und die Initiativen scheinen dank
frischem Blut auch wieder von den Toten aufzuerstehen.
Dass sich die Universität tatsächlich wandelt, können wir am Freitag den 29. November bestaunen. Um den Tag gebührend zu feiern, habe ich die Kutte schon in die Reinigung gegeben und eine Spotify Playlist von Metallica, über Tenacious D bis Parkway Drive und ZZ Top erstellt. Auch Heino und Rammstein feiern mit! Der Eyeliner ist gespitzt und der Nagellack trocknet beim Tippen. Warum ich so aufgeregt bin? 2015 habe ich an der Zeppelin Universität meinen Bachelor angefangen – gelockt vom Versprechen freier Forschung am Meer der Querdenker. Wie jeder unserer Bachelor Studierenden durfte ich ein Zeppelinprojekt absolvieren. Eines meiner Exposés befasste sich mit Wacken.
Ohhh Wacken
Das ist nicht einfach ein Kaff in Schleswig-Holstein, es ist ein Synonym für einen Lifestyle, eine Kultur, Millionen Euro in Merchandise und Tickets und Heavy-Metal! Es ist nicht einfach rhythmisches Kopfschütteln auf dem Acker, sondern pure Ekstase, wenn man seine Lieblingsband endlich auf der Bühne sieht. Ein bisschen Verwahrlosung inmitten einer gigantischen Kommune in der jeder jedem hilft und Flunkyball der Nationalsport ist.
Das Festival ist im ständigen Wandel – aus den paar langhaarigen Gestallten auf einem Feld in Norddeutschland ist in gut 30 Jahren eine riesige Maschinerie erwachsen, auf immer neuen Höhenflügen – manchmal sogar wortwörtlich, wenn eine Band mal wieder mit dem Heli eingeflogen werden muss. Wacken ist eine Metropole der Neuzeit mit eigener E-Sport Arena – so viel Subkultur auf einem Haufen, dass wir alle irgendwie zum New Normal werden und dennoch unsere Individualität feiern können.
Holger Hübner ist ein Urgestein der Scene – seit drei Dekaden ist er als Organisator fester Bestandteil des Open-Air-Festivals. Der blonde Lockenkopf mit dem Herz einer Bass Drum und Metall im Blut kommt tatsächlich nach Friedrichshafen, um an der Zeppelin Universität einen Vortag zu halten! Warum ich das so feiere? Mein Exposé wurde damals abgelehnt. Die Begründung: Das Wacken Open Air hat leider nichts mit Wirtschaft (CME) sowie dem Jahresthema ‚Möglichkeit Mensch‘ zu tun. Weiter sei das Thema nicht im Sinne der Zeppelin Universität, welche einen wissenschaftlichen Anspruch vertritt.
Bedenkt man, dass ‚Wacken‘ von Herrn Hübner und seinem Kollegen Thomas Jensen zu einer weltweit bekannten Marke aufgebaut wurde und das Festival samt Anhängseln aus einem Firmengeflecht aus über einem Dutzend Unternehmen besteht, welche über 28 Millionen Euro im Jahr umsetzen … bis heute denke ich nicht queer genug um zu verstehen, warum das Festival nichts mit Unternehmen, Management und Wirtschaft zu tun hat, geschweige denn mit Menschen und ihren Möglichkeiten.
Wer lernen möchte wie ein Dorf zur Marke und Metropole wird ist am Freitag den 29. November 2019 um 19.15 Uhr herzlich eingeladen – passend zum Thema ist der Veranstaltungsort die Black Box im ZF Campus (Fallenbrunnen 3). Einen Dresscode gibt es nicht – jeder ist willkommen! Ganz wie auf Wacken.
Herzlich willkommen am See, Herr Hübner.
Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich hieß es der Vortrag wird am Freitag 18. Oktober stattfinden, leider wurde er auf den 29. November verlegt. Der Veranstaltungsort ist noch immer die Black Box.