Senatoreninterview, Teil 1: Johannes Volkmann und Lorenz Narku Laing

Seit einer Woche sind die neuen Studentischen Senatoren der ZU im Amt. Wir haben das zum Anlass genommen, um uns mit unseren Vertretern zusammenzusetzen und uns mit ihnen sowohl über die Zukunft als auch über altbekannte Fragen zu unerhalten. Den Anfang haben Lorenz und Johannes gemacht. Am Montag folgt Teil zwei mit Hannas und Benedikts Antworten.

Futur drei: Wie würdest du dich in einem Satz beschreiben?

Lorenz: Ein junger Community-Builder, der immer wieder gerne träumt und für eine Diskussion offen ist.

Johannes: Ich bin ein Überzeugungstäter, der für die ZU so ziemlich alles tun würde.

 

Futur drei: Denkst du, dass du ein Teamplayer bist?

Lorenz: Ja, ich bin ein Teamplayer. Seit vielen Jahren habe ich erst im American Football, dann in politischen Organisationen oder in der Jugendarbeit immer wieder mit Freude und Erfolg in Teams gearbeitet. Unser Senatorenteam bringt viel Kompetenz und Motivation mit und ich bin mir sicher, wir werden ein sehr gutes Team.

Johannes: Auf jeden Fall. Es ist häufig so, dass ich viele Menschen um mich herum brauche. Als Korrektiv zu den verrückten Ideen, die ich manchmal habe. Aber ich bin da guter Dinge: Mit Bene war ich zusammen in einem Zeppelin Projekt, mit Hanna bin ich in einem Semester. Lorenz kenne ich erst seit Kurzem, aber ich glaube wir werden uns konstruktiv streiten. Und darauf freue ich mich.

Lorenz Narku Laing, MA PAIR, 2. Semester.

 

Futur drei: Aus welchen Gründen hast du dich für eine Kandidatur entschieden?

Lorenz: Die positive Erfahrung in der Arbeit im Student Council war ausschlaggebend. Dort habe ich die Arbeit in studentischen Gremien an unserer ZU als einen wertvollen Beitrag für unsere Uni, meine Umgebung und mich kennengelernt. Ich fühle mich der ZU auch weiterhin verpflichtet, da sie mir schon jetzt sehr viele wertvolle Chancen und ermöglicht hat. Zuletzt glaube ich, dass wir eine noch stärkere Uni werden, wenn wir noch an ein paar Stellschrauben drehen.

Johannes: Gerade jetzt haben wir eine große Chance, weil eine Umbruchszeit auch immer eine Aufbruchszeit sein kann. Als Senator möchte ich diesen Prozess für unsere ZU mitgestalten. Es hat mich im letzten Jahr unglaublich angekotzt, um es mal ganz platt zu sagen, wie eine kleingeistige und negative Stimmung unter Studenten und vor allem auf Facebook entstanden ist. Wie man gesagt hat: #notmyZU. Für mich ist eine „alles ist scheiße“-Haltung zu billig und wirkt auf unsere Uni zersetzend. Ich will konstruktiv mitzugestalten, statt ein studentischer Wutbürger zu sein. Das ist meine Motivation.

 

Futur drei: Was sind deine Ziele für das Amt als Senator?

Lorenz: Das vorrangige Ziel ist eine starke Interessenvertretung. Hierzu wird am Anfang die Netzwerkstärkung und ein aktives Reinhören in die Studierendenschaft notwendig sein. Weiterhin ist mein Ziel die demokratische Entscheidungskultur in unsere studentischen Vertretung zu stärken und dem Student Council mehr Gewicht einzuräumen. Das Selbstverständnis des Student Councils als ein Arbeitsparlament möchte ich fortführen. Ich möchte mich für mehr Vielfalt an der ZU einsetzen. Also: Mehr Diversitätsstipendien, intakte Gleichstellungsgremien, eine bessere Betreuung der Incomings und einen vollständig barrierefreien Campus.

Johannes: Das SMH ist ein ganz wichtiges Thema. Das Präsidium hat das ja beim Townhall-Meeting ein bisschen relativiert. Ich habe aber die Befürchtung, dass der Herr Oberbürgermeister das nicht nur so nebenbei erwähnt hat, sondern sich davor schon Gedanken gemacht hat, warum er das auf den Tisch gebracht hat.
Meine Sorge ist, dass das SMH als Kommunalwahlkampfthema für die Wiederwahl Brandts instrumentalisiert wird. Weil es sich vielleicht gegenüber den Häflern ganz gut machen könnte so ein bisschen gegen unsere Uni zu sein. Wir müssen vermitteln, dass wir Studierende 1.300 potentielle Wähler sind, und das sehe ich als meine Hauptaufgabe an. Immerhin wären das, wenn man die Beteiligung bei der vergangenen Wahl anschaut, 10 % aller abgegebenen Stimmen. Die Botschaft an das Rathaus muss lauten: Wir sind auch ein Teil der Stadt und unsere Interessen gehören genauso zur Bürgerschaft. Es darf sich als kommunalpolitische Strategie nicht lohnen, gegen die ZU sein, und das muss gelassen und überzeugend vermittelt werden.

 

Futur drei: Was würdest du an der Arbeit der bisherigen Senatoren verändern? Was fandest du gut, und was hättest du anders gemacht?

Lorenz: Unsere ehemaligen Senatoren haben einen starken Job gemacht! Ich möchte ihre Aufgabenteilung, ihre Power und ihre Motivation mit ins kommende Jahr tragen. Sie hatten ein ungewöhnliches Talent Mehrheiten zu gewinnen. Es kam oft der Vorwurf, sie hätten an Bodenhaftung verloren. Als Senator bin ich ein Student von vielen. Auf dem Boden zu bleiben ist daher entscheidend und die einzige Möglichkeit nahe an den Studierenden zu bleiben.
Zudem haben die Senatoren nicht klar genug kommuniziert, wenn sie ein Ergebnis nicht mitgetragen haben. Ich bin jung und da darf man auch mal unbequem sein. Wenn es etwas gibt, das unserem Senatorenteam und der Studierendenschaft nicht gefällt, dann müssen wir deutlich „Nein“ sagen.

Volkmann

Johannes Volkmann, BA SPE, 4. Semester.

Johannes: Zunächst einmal finde ich, dass unsere Vorgänger einen großartigen Job gemacht haben. Ich glaube, dass das auch ein Grund für die geringere Bewerberzahl um Ämter war. Das sind wirklich große Fußstapfen, in die man da treten muss.
Aber ich will auch manche Dinge definitiv anders machen. In der Facebook-Gruppe muss sehr klar kommuniziert werden, dass wir als Studentische Senatoren nicht „Mädchen für alles“ sind. Außerdem hat mich sehr verstört, dass unter den Studierenden eine Kundementalität eingekehrt ist. Wenn wir den Anspruch haben, Pioniere zu sein, können wir nicht gleichzeitig uns wie bloße Dienstleistungsnehmer verhalten. Deswegen will ich wieder mehr eine eigenverantwortliche und vom humboldtschen Geist lebende Mentalität haben, die nicht in dem Selbstverständnis „ich bin ich hier Kunde und daher König“ lebt. Diesen Mentalitätswandel möchte ich durch das Amt aktiv mitbegleiten.

 

Futur drei: Senatoren werden aufgrund ihres Amtes immer wieder Kritik ausgesetzt. Wie möchtest du damit umgehen?

Lorenz: Eine Stärke unserer ZU ist die persönliche Atmosphäre. Man kennt sich. Daher werde ich das Gespräch stets persönlich und nicht in den großen Weiten des Internets suchen. Mir ist klar: ich werde immer auf den Dialog setzen. Hierbei werde ich meine Beweggründe erklären und aktiv zuhören.

Johannes: Ich freue mich schon auf Konversationen mit den „Facebookwutbürgern“. Ich hoffe, dass die Energie, die einige Kommilitonen aktuell ins dekonstruktive Posten verwenden, künftig in konstruktive Mitarbeit gesteckt wird. Wenn das gelingt haben wir sehr schnell wieder eine sehr, sehr geile Atmosphäre.

 

UND EIN PAAR BEKANNTE FRAGEN

 

Futur drei: Künstler, Unternehmer, Politiker und Wissenschaftler haben fast immer Ideen, die größer sind als sie selbst. Was ist deine Idee für das Senatorenamt, die größer ist als du selbst?

Lorenz: Das Wiedererwachen der Ermöglichungskultur.

Johannes: Eine forsche(nde) Universität mitzugestalten, die eine Vision hat, die sie über Jahre tragen kann.

 

Futur drei: “Wenn ich an die ZU denke, dann habe ich dieses Bild in meinem Kopf…”

Lorenz:Ich sitze in einem erstklassigen Seminar und die Menschen bekriegen sich mit Theorien und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.

Johannes: Da sehe ich den Seecampus im Sommer mit vielen Studenten einfach froh über das Privileg sind, an so einem großartigen Ort mit noch großartigeren Kommilitonen zusammen studieren zu können.

 

Futur drei: Welche Frage hätten wir euch stellen sollen, um euch noch besser kennen zu lernen?

Lorenz: Bei all deinen Verpflichtungen wie willst du dem Senatorenamt gerecht werden?

Johannes: Im Wahlkampf wurde ich öfters gefragt, ob ich mein Amt parteipolitisieren werde.

 

Futur drei: Lorenz, Bei all deinen Verpflichtungen wie willst du da dem Senatorenamt gerecht werden?

Lorenz: Für mich gilt: Du hast immer Zeit für Dinge, die dir wichtig sind. Ich habe mir Zeit freigeräumt. Mein Praktikum habe ich hinter die Amtszeit verlegt und mehrere überregionale Termine abgesagt. Ich nehme das Amt ernst und möchte das Vertrauen der Studierenden nicht enttäuschen. Meine Kollegen und Freunde kennen mich als Power-Menschen, und diese Power werde ich auch im Amt zeigen.

 

Futur drei: Und Johannes, ist diese Sorge begründet?

Johannes: Nein, ich trenne da meine politischen Meinungen von der Hochschulpolitik. Wir haben hier an der Uni den Konsens, keine Parteipolitisierung zu haben. Und ich glaube, dass das der hochschulpolitischen Arbeit auch sehr gut tut. Um die Frage zu beantworten: Diese Sorge ist definitiv nicht begründet.