LITCONTEST 2025 PLATZ 3: GESPRÄCHE ÜBER EINEN GARTEN

Ein Korridor aus Beton. Die Wände scheinen aus allen Richtungen zu drücken. Das beklemmende Gefühl hallt zwischen den kahlen Wänden wider und lässt den Körper fremd zurück. Jede Treppenstufe, die hinaufgegangen wird, lässt das Ende des Gangs ferner und kleiner wirken als zuvor.

Mit den letzten Treppen des Korridors wird die Luft feucht.
Sterilität und Leere werden von Düften vertrieben, die sich in der schweren Luft ausbreiten, wie Tinte in Wasser. Gerüche die an feuchte Erde, warme Nächte und Vegetation erinnern. Helle schwitzende Blumen ähneln der Süße von überreifem Obst, das schon zu faulen beginnt. Anziehend und abstoßend zugleich.

Zwei Männer treten aus dem Treppen-Korridor in einen Raum, ebenfalls aus Beton. Übergroße Decken lassen den grauen Raum wie eine weite Halle erscheinen, einen Ort an dem Menschen nicht eingeladen sind anzukommen. Wie ein Bahnhof, ein Ort, an dem ein Aufenthalt nur vorrübergehend gewollt sein kann und nur begrenzt erwünscht ist.
In der Halle ein würfelförmiger Garten, der durch ein Netz gezähmt oder gefesselt wird. Bilder werden auf eine Wand geworfen, man hört etwas sprechen.

No to the fragility of the language, no to the ego, no to the colonial context of thought, no to fake tenderness, no to liberation without destruction, no to self-destruction, no to masters.

Durch den Garten hindurch gegangen, wieder in der Halle, auf das Gefangene schauend, ein Gespräch:

Das ist das, was wir Menschen noch haben. Das ist das, was wir noch haben. Einen Garten eingesperrt in einem Betongefängnis.

Aber ist es nicht mächtig?

Life runs out, but you don’t have to be afraid.

Mein Platz, der ist nicht in diesem Raum, sondern im Wald. Wände aus massivem Stein und mein Bett in der Mitte.

Ist es geschlossen?

Nur das oben ist offen.

Geometrisch?

Es ist geometrisch geschlossen, das Dach oben ist aber offen. Wenn es regnet, ziehe ich an einer Schnur und eine Plane spannt sich auf.
Nur über das Bett. Und ich höre die Regentropfen auf den Blättern neben mir.
Und dadurch, dass es oben offen ist, sehe ich die Sterne.

Sind Tiere da?

Nur Insekten. Alle Tiere, die von oben frei reinfliegen können. Aber kein Tier ist gefangen.

Welche Uhrzeit?

Jetzt gerade morgens. Aber das Gebäude existiert zu jeder Uhrzeit. Die Sonne ist gerade aufgegangen. Wenn man unten liegt, dann kann man die Baumwipfel sehen über der Mauer. Aber man sieht die Sonne nicht, weil die Mauern zu hoch sind. Die sandsteinfarbenen Mauern.

Die Spitze des Korridors wird durch ein bisschen warmes Licht eingefärbt, aber Licht kommt nicht direkt nach unten.
Wachst du da drin auf?

Ja.
Es ist so, wenn ich aufwache, also wenn ich ein bisschen später schlafen gehe, dann liege ich so lange, dann wache ich so spät auf, dass die Sonne nahezu von oben reinstrahlt in das, naja es ist kein Zimmer, in das Gebäude. Ich schlafe auch nicht alleine drinnen.

but recreate space
temporalize space
the universe as adapting space
a love that gives space
a love that is space.

Und du?

Ich weiß nicht. Ich glaube, das ist für mich nicht etwas, wo ich aufwache, nichts Alltägliches.

Zu unsicher?

Das ist einfach nicht mein Naturzustand.
Hier würde ich Urlaub machen.

Was ich beschrieben habe, hat nichts mit diesem Raum zu tun.
Die einzige Gemeinsamkeit ist das Grün der Pflanzen.

Das habe ich verstanden. Das habe ich verstanden.

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