Es war ein Wahlkampf der Emotionen und es war eine Wahlnacht der Emotionen – auch bei uns an der ZU. Zur ‘Election Night’ kamen hunderte Studenten, die bis nach Mitternacht ausgiebig trinken und lachen konnten. Das Event war ein voller Erfolg.
Und dann? Wir sind auf Antwortensuche zwischen Dienstag und Mittwoch gegangen und haben dabei mit Julian, Frieda und Frieder gesprochen.
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Dienstag
Viele bleiben nach dem Kurs einfach in der Uni, andere kämpfen sich durch die Kälte in die Mensa. Ab 19 Uhr ist die Uni mit mehr Leben gefüllt als zu manchen Mittagspausen. Zwischen Burgern, Profi-Prognosen und Trump-Caps (so witzig) steigt die Vorfreude. Die Idee, aus der Wahl auch bei uns in Deutschland ein Event zu machen ist nicht neu, sie ist aber neu gedacht. Der Spagat aus politischer Veranstaltung (durch die Vorträge) und Barabend (durch die Bar) gelingt hervorragend. Luftschiffkapelle und Bier heizen gemeinsam ein, sodass es erstaunlich leichtfällt, die gefühlten zwei Jahre Vorberichterstattung in einer Raucherpause zu diskutieren. „Am Ende macht sie das eh“ oder „Jetzt ist es ja doch wieder deutlich“ hört man von Beginn an, das Gewagteste ist ein „Könnte vielleicht knapp werden“.
Julians Mittwoch
Mittwochmorgen ist Morgen der Sprachkurse. Die Dozentin macht einen Trump-Witz und nur die mit emotionaler Distanz gesegneten lachen müde mit. Leere Seminarräume und eine ruhige Eingangshalle am „Morgen danach“.
„Ich bin froh – also, dass der Scheiß jetzt vorbei ist“, sagt Julian. „Das war mir alles zu spekulativ, deshalb habe ich vor zwei Wochen aufgehört, die Berichterstattung zu verfolgen.“ Eine Taktik, die man von einigen kennt und die nicht weiter erstaunlich ist: Selten wurde in so einer Frequenz und Lautstärke über einen amerikanischen Wahlkampf berichtet. Das Getöse war gerade in Deutschland oftmals wichtiger als aktuelle Nachrichten. Und somit merken manche erst am Mittwoch, dass gar nicht in Deutschland gewählt wurde. Immerhin.
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Dienstag
Unsere Dozenten Schirmer, Elff und Ruser sorgen am Wahlabend für den intellektuellen Input – und für ausreichend Lacher. Die ausgelassene Stimmung in der Universität überrascht am meisten im Graf-von-Soden-Forum. Dorthin wurden nämlich die letzten beiden Vorträge aufgrund des Andrangs verlegt. CIP, das Barabend-Team und die PAIR-Programmschaft waren eigentlich von kleinen Diskussionsrunden ausgegangen, während die LSK das Partyvolk unterhält. Stattdessen ist das Forum bis auf die letzte Treppenstufe belegt.
Frieders Mittwoch
„Vergessen Sie alle Prognosen von gestern“, sagt Professor Schirmer mir am nächsten Morgen. Man konnte so viel ahnen und reden, wie man wollte, aber das wirkliche Ergebnis kam dann doch. Für manche früher, für Frieder später: „Ich bin um 4 mit dem Gedanken ins Bett gegangen: Das wird noch. Als ich um 8 einmal aufgewacht bin, habe ich gelesen: Trump fast uneinholbar. Da bin ich gleich wieder schlafen gegangen. Beim nächsten Mal aufwachen stand es dann fest und jetzt sitz‘ ich hier. Ich überlege, ob ich einfach nochmal schlafen gehen soll, vielleicht klappt es ja dann.“
Katerstimmung. Gefeiert, informiert und gefreut haben wir uns. Und am nächsten Tag sind wir benebelt und ungläubig aufgewacht.
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Dienstag
„So voll wird es wahrscheinlich echt nie mehr“, sagt Julian über die überlaufenen Vorträge im Forum. Sie waren geprägt vom Überdruss durch den monatelangen Hype und vom humoristischen Charakter der Wahl. Dass diese ernste Folgen haben könnte, wurde zwischen Bier und Trump-Witz natürlich des Öfteren klargestellt.
Friedas Mittwoch
Vielleicht ist die Stimmung doch gar nicht so anders am Tag danach. Wieder machen wir Witze, weil manches in dieser Wahl nur so bewältigt werden kann. Und wieder schwankt man zwischen diesen Witzen und der Realität.
„Ich habe heute Morgen echt eine Weile gebraucht, um das Ganze zu verarbeiten“, sagt Frieda (diesmal mit A). Aber jetzt, wo es feststeht, was passiert? Was erwartet man als politisch Interessierter, als Weltbürger in spe, als ZUler? Was fühlt man, am Tag des Weltuntergangs?
Nun ja, bei Frieda ist es „hauptsächlich Spannung.“