17. März 2020. Tagesschau. Corona. Corona. Corona. Das Wetter.
17. März 2020. Süddeutsche Zeitung, die App. Söder und Spahn sprechen zur Corona-Krise. Hält das Internet Corona aus? Sprechstunde zum Corona-Virus.
17. März 2020 Spiegel online. Zweiter Corona Fall in der Bundesliga. Erste Testperson erhält möglichen Corona-Impfstoff. Gesundheitsminister Spahn und Söder zur Corona-Lage.
Stopp. Was ist mit den Flüchtlingen in Griechenland? Wer denkt noch an die Klimakrise? Und wie steht es um die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten?
Es scheint paradox, dass ich mich darüber beschwere, wie der Virus unsere Medien dominiert und im gleichen Zuge auch einen Text über die Pandemie verfasse. Aber sind wir mal ehrlich: Wir alle sind auf der einen Seite genervt, dass der Erreger unser Leben zu dominieren scheint. Aber gleichzeitig überwiegt das Thema in jeder Diskussion und wir alle denken ununterbrochen darüber nach. Ich kann und will diese Widersprüchlichkeit also gar nicht zurückweisen. Der Punkt ist: Du kannst es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht.
Ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst zu erkranken.
Ich habe keine Vorerkrankungen. Ich bin jung und gesund. Die Sterblichkeitsrate in meiner Altersgruppe liegt bei 0,1%. Im Falle einer Erkrankung würde ich nach spätestens vier Wochen und einer langweiligen Quarantäne wieder fit und im besten Fall sogar immun gegen den Erreger sein. Ich habe also keinen Grund eine Erkrankung zu befürchten und in Panik zu verfallen.
Doch gleichzeitig habe ich Angst. Ich habe Angst um meine Freiheit.
«Was machst du im Sommer?»
«Ich weiß es noch nicht. Ich wollte vielleicht mit meiner Familie in den Urlaub fahren, mit einer alten Klassenkameradin einen Städtetrip machen und mit Kommilitonen auf ein Festival gehen. Und dann steht da noch das obligatorische Praktikum an. Vielleicht im Ausland. Sonst eben in Deutschland, aber dann wenigstens in Berlin.»
Viele Ideen, nichts Konkretes. Die meisten von uns legen sich heute eher spontan fest, um keine Möglichkeit zu verpassen und so viel wie möglich mitzunehmen. Ich heiße das nicht unbedingt gut, aber ich akzeptiere es, denn das ist die Lebensweise unserer Generation. Die Generation für die Freiheitsekstase völlige Normalität darstellt. Für wichtig halte ich es jedoch, dass wir uns über unsere Privilegien und Möglichkeiten bewusst sind und sie schätzen. Dass wir uns regelmäßig ins Gedächtnis rufen, dass es nicht selbstverständlich ist sich spontan einen Flug zu buchen, um eine Woche ans Meer zu fliegen und sich dort an einem Sandstrand bei einem Sonnenbad vom anstrengenden Semester zu erholen. Dass nicht jeder die Möglichkeit hat, ein unbezahltes Praktikum am anderen Ende der Welt zu machen und danach noch mit Freunden durchs Land zu reisen, um neue Kulturen kennenzulernen. Natürlich können wir unsere Privilegien leben, denn sonst wären sie in den Sand gesetzte Möglichkeiten, aber wir sollten dankbar dafür sein und anerkennen, was wir haben.
Ich dachte, ich würde genau das tun, meine Freiheiten schätzen. Aber dann kam Corona – und hat mich eines bessern belehrt.
«Was machst du im Sommer?» «Ich weiß es noch nicht. Vielleicht fahre ich mit meiner Familie in den Urlaub, mache mit einer alten Klassenkameradin einen Städtetrip und gehe mit Kommilitonen auf ein Festival. Aber vielleicht bleibe ich auch zuhause. Nicht weil ich will, sondern weil ich muss. Weil alle Grenzen geschlossen sind, weil die Metropolen durch Ausgangssperren Geisterstädten gleichen und alle Festivals abgesagt sind.»
Es liegt aktuell nicht in meiner Hand, zu entscheiden wohin ich gehen und was ich machen möchte. Was für andere Menschen Alltag ist, wird für mich plötzlich real. Dieses Gefühl, dass ich davor noch nie gespürt habe, macht mir Angst. Zum ersten Mal in meinem Leben scheint meine Freiheit eingeschränkt zu sein. Ich weiß nicht, wie mein Tag morgen aussehen wird und ob ich ihn so gestalten kann, wie ich möchte. Jetzt schon muss ich mit Videokonferenzen aus dem Bett studieren und versuchen den Abstand zu jeglichen Personen zu wahren. Und ich kann nicht einmal sagen, ob ich morgen das Haus verlassen darf. Natürlich ist das alles zu einem Zweck, dessen Priorität ich nicht anzweifeln möchte: Der Schutz meiner Mitmenschen. Doch meine Freiheit wird dadurch trotzdem eingeschränkt – und zwar so sehr, wie noch nie zuvor. Aber gleichzeitig wird mir dadurch auch klar: Wie viel die Dinge wert sind, die man hat, wird einem immer erst bewusst, wenn man sie nicht mehr hat.