Während die Temperaturen fallen, gibt es in Friedrichshafen jedes Jahr eine Veranstaltung, die sich der Kälte entgegensetzen möchte: Das Seekult Festival. Am kommenden Wochenende, den 7. und 8. Oktober, ist es wieder soweit. Die Caserne am Fallenbrunnen wird für zwei Tage und Nächte zu einem Zentrum für Musik, Kunst und Film.
Dieses Jahr haben sich die 16 Organisatoren (allesamt Studierende der ZU) für das Oberthema „Heimat Digital“ entschieden. Besonders aktuell ist das, wenn man bedenkt wie der Heimatbegriff momentan aus seiner staubigen Kiste herausgeholt und vor allem von Rechtspopulisten instrumentalisiert wird. Die Seekultler verstehen das Thema als Spannungsfeld zwischen traditionellen, handfesten Heimatbildern (wie Wildschwein und Schnecke, welche die Poster zieren) und der Ungreifbarkeit des Digitalen. Sie stellen die Frage: „Können digitale Welten auch Heimat sein?“. Dazu wurden Künstler, die das Thema mit eigens für das Seekult gestalteten Werken aufarbeiten, Musiker und Filmemacher eingeladen.
Kunst & Perfomance
Der Freitagabend wird klirrend kalt eröffnet: Mit einer Winterreise. Der FAZ-Reisejournalist Freddy Langer liest Texte seiner Reisen in die eisigen Breitengrade dieser Welt. Da Musik und Text sich gegenseitig intensivieren, hat Langer den Texten Lieder von Schubert zugewiesen. Diese werden von einer Sopranistin und einer Pianistin interpretiert. Parallel sind Fotos von Langers Reisen ausgestellt. Nichts Digitales, dafür Literatur, Musik und Fotografie auf einmal.
Digital wird es mit ZeHa: Er hat ein Videospiel programmiert, das auf ironische Weise „Heimat“ thematisieren soll. Der Sounddesigner Wolfgang Thomas reist aus Frankfurt an und wird eine Klanginstallation präsentieren – im sonst unzugänglichen Keller der Caserne. Als größte Installation und Performance richten Balz Isler und Justin Francis Kennedy den Produktionsraum der Caserne her, „einen Ort […] um aufgeladen und optimiert weiter zu streamen.“ Wie dieses Video zeigt, hat sich der Schweizer bereits in der Vergangenheit mit dem Thema „digital“ beschäftigt.
Musik
Erholung nach der Kunst findet der Kopf in der Musik: Das Seekult hat mal wieder ein bunt gefächertes Line-Up zusammengestellt. Headliner am Samstag sind die Bands „Woman“ und „We Destroy Disco“. Die drei Kölner von Woman sind mit ihrem träumerischen Synthesizer-Pop momentan am durchstarten, im Sommer spielten sie unter Anderem auf dem Melt! und dem Reeperbahn Festival. We Destroy Disco stellen hingegen die Rockigeren im Publikum zufrieden, mit einem stilistisch einwandfreien Indie-Rock inklusive hoher Männerstimme.
Nachts wird es elektronisch und auch dort gibt es Headliner: Der Frankfurter Orson Wells sorgt (hoffentlich) für eine lange Partynacht am Freitag. Er ist Resident-DJ im legendären Club „Robert Johnson“ in Offenbach und hat bereits Platten auf dem Hauslabel Live At Robert Johnson und Innervisions veröffentlicht. Samstagnacht ist dann Abschlussparty. Dort stehen unter Anderem der versatile Leipziger Philipp Matalla von Kann Records und der Hamburger DJ Assam vom gehypten LoFi-House Label Lehult hinter den Decks.
Film
Für den Fall, dass man sich lieber nicht bewegen will, kann man sich in die Kinosessel des Studio 17 kuscheln. Hier wird eine Auswahl an Kurzfilmen (auch der von ZU-Studierenden gedrehte „Schnurlos Verschwunden“) und ein Dokumentarfilm über das Kölner „Ghetto“ Kölnberg gezeigt. Letzterer wurde für den deutschen Filmpreis sogar als bester Dokumentarfilm nominiert.
Es ist also viel geplant für dieses Oktoberwochenende. Selbst für den Fall dass es mit dem guten Wetter nicht ganz so klappt – aus Holland wird extra ein riesiges Zeltdach für den Innenhof der Caserne angeschafft. Die nunmehr sechste Ausgabe des Seekult Festivals verspricht also für (fast) alles gewappnet zu sein!
Seekult Festival
7.- 8. Oktober
Line-Up:
We Destroy Disco, Woman, Ni Sala, Orson Wells, Phillip Matalla, DJ Assam u.v.a.
Tickets:
Eintagesticket 15€, im VVK 10€
Zweitagestickett 20€, im VVK 15€
erhältlich im Media Markt Friedrichshafen, Café im Rathaus Friedrichshafen, Gessler 1862