Seit einer Woche sind die neuen Studentischen Senatoren der ZU im Amt. Wir haben das zum Anlass genommen, um uns mit unseren Vertretern zusammenzusetzen und uns mit ihnen sowohl über die Zukunft als auch über altbekannte Fragen zu unerhalten. Den Anfang haben am Donnerstag Lorenz und Johannes gemacht. Nun folgt Teil zwei mit Hannas und Benedikts Antworten.
Futur drei: Wie würdest du dich in einem Satz beschreiben?
Hanna: Ich bin ein kleiner Wirbelwind: offen, direkt und begeisterungsfähig.
Benedikt: Hochentzündlich.
Futur drei: Denkst du, dass du ein Teamplayer bist?
Hanna: Ein Teamplayer kann ich auf jeden Fall sein. In einem funktionierenden Team, in dem alle Beteiligten aktiv agieren und sich nicht verstecken, ist das auch keine große Kunst. Ich bin nur relativ schnell enttäuscht, wenn Leute weniger motiviert und enthusiastisch sind. Dann versuche ich, die Leute zu begeistern. Im Hinblick auf das Senatorenteam bezweifle ich keinesfalls, dass die anderen Kandidaten ebenso motiviert sind. Im Gegensatz zur Schulzeit handelt es sich schließlich um eine aktive Entscheidung für das Amt. Und auch hier gilt: Diskurs und Streit bringt ein Team weiter. Ich bin sehr direkt und versuche auch Konfrontationen entstehen zu lassen.
Benedikt: Ich schon, mein Team nicht immer. (lacht) Aber bei meinen Senatorenkollegen mache ich mir da keine Sorgen.
Futur drei: Aus welchen Gründen hast du dich für eine Kandidatur entschieden?
Hanna: Ich war im 2. Semester bereits als Semestersprecherin im Student Council und habe dort die Arbeit der Senatoren hautnah verfolgen können. Ein entscheidender Grund, mich an der ZU zu bewerben ist die propagierte Einbindung der studentischen Interessen. Ich wollte von Anfang austesten, inwieweit hier wirklich die Möglichkeit existiert, aktiv zu partizipieren. Es ist nicht selbstverständlich, dass Studenten überhaupt eine Stimme haben, die gehört werden will und an der ZU hat man diese gerade im Senat, dem wichtigsten Gremium der Universität. Wenn den Studenten diese Möglichkeit geboten wird, warum dann nicht einfach selbst mitmachen, sich engagieren und mitbestimmen, in welche Richtung die Uni geht?
Benedikt: Was ich auch in meinem von mir selbst betiteltem „Wahlkampf“ verkaufen wollte: Dass wir, also die ZU, aus dem Jammertal heraus sind. Wenn wir jetzt selbstbewusst und kritisch in den Prozess reingehen, dann können wir vieles besser gestalten, als es vorher schon war. Weil ich diese Zuversicht habe und diese Zuversicht gerne auch mitgeben möchte beziehungsweiseweil ich Lust drauf habe, diesen Prozess zu begleiten, habe ich mich beworben.
Futur drei: Was sind deine Ziele für das Amt als Senator?
Hanna: Mehr Spirit: Die Studenten sollen wieder mehr in Eigeninitiative und Eigenverantwortung handeln und gestalten dürfen. Und dazu braucht es weniger Regeln! Weniger Regeln würden auch eine Entlastung für die studentischen Initiativen bedeuten, wie beim Initiativenstammtisch deutlich betont wurde. Wenn wir das schaffen, da bin ich mir sicher, werden wir weiter Vorreiter in der deutschen Unilandschaft bleiben.
Außerdem ist es wichtig, Interdisziplinarität als wichtiges Steckenpferd der Zeppelin Universität zu sichern, insbesondere nach der Reform des Zeppelin Jahres.
Vorreiter sein heißt aber auch Vorbild sein. Deswegen möchte ich mich für unentgeltliche Gasthörerlizenzen für Geflüchtete einsetzen. Vor allem in Sprachkursen, aber auch in anderen Kursen, wenn dort noch freie Plätze vorhanden sind.
Benedikt: Wenn wir abtreten, soll es viel mehr Kandidaten geben. Denn gerade die geringe Kandidatenzahl zeigt, dass Zuversicht und Glaube an die Möglichkeiten des studentischen Einflusses fehlen. Meine Arbeit wird hoffentlich das Gegenteil beweisen.
Uns mit dem SMH kritisch auseinanderzusetzen, wird sicher eine Riesenarbeit. Wir müssen möglichst schnell an einen Punkt kommen, an dem wir für das SMH auch inhaltlich zu kämpfen beginnen – nicht nur trötend und trotzig. Das heißt, dass wir neue und vielleicht auch alte Konzept erarbeiten müssen, um das SMH auch faktisch und nicht nur emotional in unseren Alltag zu integrieren. Insgesamt glaube ich, dass es ein Jahr der Strategie wird, in dem wir unser Profil und unsere Ziele für die nächsten Jahre schärfen; ein Jahr, um viele motivierte Mistreiter zu finden und ihm den Stempel unseres ZU Spirits aufzudrücken.
Futur drei: Was würdest du an der Arbeit der bisherigen Senatoren verändern? Was fandest du gut, und was hättest du anders gemacht?
Hanna: Bemerkenswert finde ich, wie sie als Team agiert und harmoniert haben. Sie haben sich nie versteckt, sind immer offen in den Diskurs gegangen und haben auch ihre Wahlversprechen hinsichtlich Kommunikation und Transparenz eingehalten. Zum Beispiel wurden die Statuten des Student Councils überarbeitet, um, neben einem Zuwachs an Transparenz, die Studentenschaft stärker einzubinden.
Die größte Herausforderung war sicherlich, einen diplomatischen Grad zwischen dem aktiven Transportieren des Zorns der Studenten und einer sogenannten “Kuschellinie” zu finden, sodass eine gute Zusammenarbeit, aber auch eine wirkungsvolle Interessensvertrerung gesichert wurden.
Die Fragen nach dem “Verändern” würde ich auf die studentischen Senatoren aus dem Jahr 2014 beziehen, da während dieser Amtszeit die Reform des Zeppelin Jahres angestoßen wurde. Die jetzigen Senatoren konnten bei der ausgestaltung nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Ich hätte damals proaktiver Entscheidungen bezüglich der Reform des Zeppelin Jahres beeinflusst, damit der Kern der ZU, die Interdisziplinarität, nicht in diesem Ausmaß eingeschränkt worden wäre.
Benedikt: Riesenrespekt, wie oft die in der Schusslinie standen und mit was für Krisen die umgehen mussten. Die haben das nach außen hin extrem souverän verkauft und auch die nötige Ruhe vermittelt, und damit maßgeblich bewirkt, dass wir, die Studentenschaft, vollkommen ausgerastet sind. Ich glaube, dass sie das extrem gut gemacht haben.
Was ich kritisieren würde: Sie waren, auch aufgrund ihres erfolgreichen der Krisenmanagements, am Ende kleine Sonnengötter. Manchmal haben sie sich ein Stück weit zu sehr gefeiert und sind dadurch nicht mehr richtig greifbar gewesen. Die Zeit der Sonnengötter ist zum Glück vorbei für uns und die ZU. Wir gestalten die Universität gemeinsam und auf Augenhöhe. Den vergangenen Habitus sollte sich das Senatorenamt nicht zu eigen machen.
Futur drei: Senatoren werden aufgrund ihres Amtes immer wieder Kritik ausgesetzt. Wie möchtest du damit umgehen?
Hanna: Kritik ist gut, Kritik auch gerne per Mail oder Facebook, am liebsten aber direkt und persönlich. Wir Senatoren geben das Versprechen, als Stimme der Studentenschaft zu agieren, und wenn Dinge im Argen sind, sollten sie uns gegenüber offen angesprochen werden. Ich habe im Prinzip keine Angst davor, weil ich mich selbst ebenfalls immer wieder kritisch mit den Entscheidungen aus den letzten Semestern auseinandergesetzt habe. Wir werden Kritik nicht aussperren, sondern anhören und bestenfalls in Entscheidungen umsetzten. Es ist auch gut, wenn Außenstehende die Gespräche reflektieren. Wir handeln in eurem Sinne und nicht ausschließlich in unserem Sinne, da wir vier nur einen unglaublich kleinen Teil der Studierendenschaft ausmachen.
Benedikt: Ich habe ehrlich gesagt großen Respekt vor Facebookmetzeleien. Das ist auch nicht so mein Medium. Meine Strategie besteht aus der klaren Ansage: sobald es persönlich wird, steige ich aus. Solang es um die Sache geht, fechte ich es gern bis zum Ende aus. Aber Kritik sollte sich immer um das Amt und die Amtsführung drehen, nicht um die Person dahinter.
UND EIN PAAR BEKANNTE FRAGEN
Futur drei: Künstler, Unternehmer, Politiker und Wissenschaftler haben fast immer Ideen, die größer sind als sie selbst. Was ist deine Idee für das Senatorenamt, die größer ist als du selbst?
Hanna: Die größte Idee ist hier wieder mehr Freude, Vertrauen und Partizipation zurückzubringen. Dies zu erreichen wird nicht nur über Regelabbau gelingen, sondern auch über symbolische Tätigkeiten, welche nicht nur von den Senatoren, sondern auch vom Präsidium ausgehen und getragen werden müssen. Dafür gibt es keinen 08/15 Plan. Ich, in meiner Rolle als Senatorin, werde versuchen das anzuleiten, zum Beispiel über den ange-sprochenen Einsatz für Regelabbau. Denn Regeln suggerieren Misstrauen. Ein Abbau zeigt hingegen mehr Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit der Studenten und den Glauben daran, dass wir hier an der ZU an-gemessen handeln können und werden.
Benedikt: Mein Wahlkampfmotto: Dass Zuversicht wieder zurückkehrt. Dass wir das gemeinsame Brennen für die Uni in der Universitätsgemeinschaft wieder bekommen, das ist schon mein Überziel. Es ist sicherlich eine vertrackte Aufgabe. Das kann nicht eine Person allein bewirken. Ich kann nur versuchen, einer von vielen Katalysatoren zu sein. Mein großer Traum wäre auf jeden Fall, dass wir kritisch nach innen bleiben und uns dabei erinnern, dass wir eigentlich an den Strand der guten Hoffnung und nicht der schlechten Laune und des Pessimismus gegangen sind.
Ein Ort, an dem jeder, der etwas umsetzen möchte, immer begeisterungsfähige Menschen finden wird, die mitmachen. Dass wir wieder zu einer Kultur des Experimentierens zurückkehren. Das Wort „Ermöglichungskultur“ will keiner in den Mund nehmen, aber dass wir zu einer Kultur zurückkehren, in der wir das Dreckige wieder akzeptieren und nicht nur die sauberen Tafelwände zulassen.
Futur drei: “Wenn ich an die ZU denke, dann habe ich dieses Bild in meinem Kopf…”
Hanna: Pioniergeist.
Benedikt: Die ZU ist mein Zuhause. Mir geht es vermutlich wie den meisten hier: der Hauptteil meines Sozial-, Arbeits- und Freizeitlebens findet hier in und um den Campus statt, jetzt wahrscheinlich noch mehr. Ich kann meine Grenzen hier immer wieder neu austesten und mich gleichzeitig fallen lassen, wenn ich das gerade brauche.
Futur drei: Welche Frage hätten wir euch stellen sollen, um euch noch besser kennen zu lernen?
Hanna: Warum sollte man dich nicht unterschätzen?
Benedikt: Was ich eigentlich bis vor anderthalb Wochen für mein Semester geplant hatte.
Futur drei: Hanna, sollte man dich denn unterschätzen?
Hanna: Ich kann sehr gut austeilen, aber auch einstecken und bin keinesfalls ein verschüchtertes Mädchen. Mag sein, dass ich sehr jung bin, aber ich halte es für falsch, anhand des Kriteriums „Lebensalter“ Menschen Kompetenzen zuzuschreiben. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit mit den anderen Senatoren und bin davon überzeugt, dass ich mich ebenso gut durchsetzen und einen guten Gegenpol zu dem männlich domi-nierten Team bilden kann.
Futur drei: Und Benedikt, was hattest du eigentlich bis vor anderthalb Wochen für dein Semester geplant?
Benedikt: Eigentlich bin ich fest davon ausgegangen, nach anderthalb recht intensiven Jahren mal ein ruhiges Semester zu machen, das nicht so sehr auf die ZU konzentriert ist. Mit viel Urlaub Reisen, Freunde besuchen, ein oder zwei akademischen Projekten und vielen Tagen weit außerhalb von Friedrichshafen. Ich habe den leisen Verdacht, dass es jetzt erstmal nicht so kommen wird.