Paulina und Sander sind seit diesem Semester die neuen Hiwis des Zukunftsbüros. Wir sprechen mit den beiden über ihre eigenen Visionen in puncto Nachhaltigkeit, einer umweltfreundlicheren Gestaltung des universitären Lebens und ihrer Verbindung zu Fridays for Future.
Paulina, Sander, wie lang gibt es das Zukunftsbüro in dieser Form schon?
Sander: Das Zukunftsbüro wurde 2017 gegründet und ist damals aus der grünen Initiative Rework heraus entstanden. Der Anlass war, dass klar geworden ist, dass man an der Uni strukturell in Sachen Nachhaltigkeit kaum vorankommt, wenn die Vorschläge aus einer Initiative kommen. Daher mussten wir ein Teil der Strukturen werden, um auch wirklich an den richtigen Stellen effektiv in der Uni wirken zu können. Gleiches galt für die Stadt. Als Büro wird man einfach ernster genommen. Das Zukunftsbüro folgt dabei dem Green Office Modell, das in Maastricht entwickelt wurde. Für uns bedeutet dieser integrierte Ansatz, dass wir übergreifend in Uni, Forschung, Studierendenschaft und in die Stadt hinein wirken wollen.
Paulina: Im Herbst wurde Rework komplett dem Zukunftsbüro zugeordnet, sodass die Leitung des Büros automatisch auch die Vorstände der Initiative waren. Wir haben festgestellt, dass das ungünstig ist und es deswegen wieder umgestellt. Felix Walter leitet ab diesem Semester Rework und die haben jetzt wieder ihre eigenen Projekte rund um das Thema Nachhaltigkeit. So können Sander und ich uns auf die Strukturen in der Uni konzentrieren.
Wo denkt ihr steht das Thema Nachhaltigkeit an der Uni?
Sanders: Nachhaltigkeit bewegt an der ZU viele, wie es auch allgemein viele bewegt. Die Frage ist für mich dabei, wie man Nachhaltigkeit strukturell implementiert, sodass das Thema immer mitgedacht wird. Es braucht viel Arbeit in die Strukturen nachhaltig zu verändern. Wir sind da dran, werden auch viel angesprochen. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall da.
Paulina: Gerade auf der Student Fair kamen viele zu uns. Es wird viel über Nachhaltigkeit nachgedacht. Aber es fehlt noch an Anschub. Genau der wollen wir sein. Unser Ziel ist es mehr Leute dafür zu gewinnen mitzumachen.
Was hat das Zukunftsbüro bislang erreicht?
Sander: Unsere Vorgängerinnen haben sich dafür eingesetzt, dass die ZU eine Fair-Trade Uni wird und sind sehr gut vorangekommen. Mittlerweile sind alle nötigen Unterlagen eingereicht worden und die Aussichten sind sehr positiv. Dem ein oder anderen sind darüber hinaus bestimmt schon die veganen Snacks im Snackautomaten aufgefallen. Das stammt auch aus dem Zukunftsbüro.
Paulina: Prinzipiell wollen wir die Arbeit unserer Vorgänger weiterführen. Das mit den Snacks war `ne kleine Sache, aber das haben wir durchgesetzt. Andere Dinge dauern sehr viel länger. Etwa die Umstellung des Standards von einseitigem auf zweiseitigen Druck. Ich glaube da führt das Büro schon seit mittlerweile fast zwei Jahren Gespräche. Oder das Thema Recyclingpapier: das nimmt keiner so richtig ernst. In Sachen Nachhaltigkeit kann man aber generell sehr viel machen. Vieles sieht man im Alltag auch gar nicht. Wir treffen uns zum Beispiel regelmäßig mit der Stadt und stimmen uns eng mit der studentischen Vizepräsidentin ab.
Sander: Letztes Jahr hat das Zukunftsbüro auch ein großes Symposium zum Thema nachhaltige Bildung organisiert.
Was wollt ihr noch angehen?
Paulina: Natürlich sind die Kaffeebecher ein großes Thema. Früher gab es Tassen an der Uni, aber diese wurden geklaut. Die aktuelle Idee sind Re-cups.
Sander: Das Problem hierbei ist nur, dass wir gerade niemanden haben, der die Becher zurücknimmt und spült. Die DHBW hat das schon eingeführt, bei uns gibt es da noch keine Lösung, aber es ist eine in Aussicht. Wir sprechen gerade mit dem Check-In, Beton & Bohne und auch mit der DHBW, ob wir die dort spülen lassen können. Darüber hinaus natürlich das Thema Essen. Von Studis wird häufig gefragt, warum es kein veganes oder fair gehandeltes Essen an der Uni gibt.
Paulina: Letztes Semester ging das mit dem Essen leider nicht, weil die Küche sich nach dem Personalwechsel erst einmal selbst organisieren musste. Mülltrennung an der Uni ist ein weiteres wichtiges Thema, weil hier kaum etwas getrennt wird. Dazu treffen wir uns demnächst mit Herrn Sturm. Für uns ist es jetzt vor allem wichtig, dass wir präsenter werden müssen. Das Bewusstsein ist da. Es fehlt der Klick.
Sander: Wir haben ganz viele Ideen, es ist viel zu tun. Wir versuchen jetzt die Initiative wiederzubeleben und Projekte zu finden. Man muss etwa mal nachhaken, wie viel Papier hier auch auf der Toilette beim Händewaschen verbraucht wird und ob die Initiativen auf der Student Fair nicht auch nachhaltige Goodies rausgeben können. Generell: welche Materialien werden an der Uni verbraucht? Bei den Rollups der Initiativen gibt es zum Beispiel auch Alternativen aus Bambus zu den konventionellen aus Metall.
Sander, du bist ja im Team für Fridays for Future. Wie helfen Schülerdemos für Nachhaltigkeit dabei die Welt zu verändern?
Sander: Die Bewegung ist als demokratischer Protest international über Religionen, Kulturen und Ethnien hinweg aktiv. Was verändern Streiks an der Welt? Es ist schlicht wichtig dem Thema Ausdruck zu verleihen. Es geht darum, dass sich Leute damit auseinandersetzen. Je mehr Aufmerksamkeit, desto mehr können wir bewegen.
Paulina: Es geht vor allem darum Bewegung und Dynamik in die Thematik reinzubringen.
Sander: Das Zukunftsbüro möchte sich hierbei als unparteiische Plattform für den Austausch von Schülern, Stadt und weiteren Parteien anbieten und den Diskurs anstoßen und moderieren.
Warum engagiert ihr euch für Nachhaltigkeit?
Sander: Aus einer intrinsischen Motivation heraus. Die Frage der Nachhaltigkeit ist die Frage nach der Zukunft und wie wir sie gestalten. Ich bin bei vielen Sachen aktiv, weil ich denke das Thema braucht viel Aufmerksamkeit. Ich verbringe viel Zeit in der Uni, hier sind meine Freunde, etc. Uni ist für mich, was man daraus macht und ich möchte einen Ort daraus machen, wo ich mich wohlfühlen kann. Nachhaltigkeit und nachhaltig leben gehört für mich da eindeutig dazu.
Paulina: Ich wurde so erzogen, das Thema war immer schon in meiner Familie und in meinem Freundeskreis präsent. Darauf wurde immer geachtet. Ich habe mich dann darüber hinaus von mir aus mehr mit dem Thema auseinandergesetzt und mich gefragt: was sind kleine Sachen, die man tun kann? Ich denke aber auch, dass jeder so einen Punkt hat, wo man einknickt und dann doch mit dem Auto zum Supermarkt fährt, anstatt mit dem Fahrrad. Es ist wahrscheinlich auch gar nicht möglich komplett nachhaltig zu leben, außer man schottet sich ab. Es geht vielmehr um das Bewusstsein: wenn man sich ein bisschen zurücknimmt, dann kann man viel erreichen. Bei Nachhaltigkeit geht es auch immer darum sich selbst zu finden im Alltag.
Was kann jeder von uns in Sachen Nachhaltigkeit machen?
Paulina: Vieles! Man kann als Alternative mal Fahrrad fahren, bzw. mehr Fahrrad fahren. Man kann fairer einkaufen gehen, Plastik sparen im Unverpackt-Laden, seine eigenen Tüten zum Einkaufen mitbringen, um nicht immer die neue Edeka Tüte im Laden mitnehmen zu müssen. Man kann drauf schauen, dass man im Laden nach den eigenen Bedürfnissen einkauft und nicht etwa zehn Packungen, die dann ablaufen. Einfach drauf achten den Verbrauch auf das zu beschränken, was man braucht.
Sander: Prinzipiell kann jeder was machen. Es geht darum das Verhalten anzupassen und eben nicht 50 Papiertücher auf dem Klo zu verwenden. Seinen eigenen Kaffeebecher mitbringen. In der Uni die Milch aus der Tüte nutzen, anstatt aus den kleinen Plastikbechern. Sich beim Mittagessen mal das vegetarische Gericht holen. Oder auch direkt bei uns anfangen: Vom Diskussionsabend bis zu Workshops zur Gemeinwohlökonomie, man kann sich auch jederzeit gestalterisch bei uns einbringen.
Paulina: Bei uns sind gerade viele im Auslandssemester, wir würden uns über neue Gesichter freuen.