In dieser Woche jährte sich das verheerende Erdbeben in Nepal vom 25. April 2015 zum zweiten Mal. ZU-Student Fabien erlebte die Katastrophe vor Ort und half. Aus der Soforthilfe sind in den letzten beiden Jahren mehrere langfristige Hilfsprojekte geworden, gebündelt im Verein NePals e.V. In diesem Jahr geht der überwiegend aus ZU-Studenten bestehende Verein sein bisher anspruchsvollstes Projekt an und muss zur Realisierung erstmals seine Richtung ändern: Von der rein gemeinnützigen Hilfsorganisation zum Social Entrepreneurship.
NePals Gründer Fabien hatte zum Zeitpunkt des Erdbebens gerade drei Monate Freiwilligenarbeit an einer Schule abgeschlossen und entschloss sich, gemeinsam mit zwei weiteren deutschen Freiwilligen, dort Hilfe zu leisten wo sie am nötigsten war. Am schwersten von der Katastrophe betroffen waren Dörfer in den Bergen im Norden des Landes, in denen kein einziges Gebäude mehr stand. Durch das Beben, sowie die Nachbeben in den folgenden Monaten, sind in Nepal 800.000 Häuser zerstört worden. Ein unvorstellbares Ausmaß der Verwüstung für jeden, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Wenn Fabien von den Wochen danach erzählt, dann ist das unweigerlich packend. Seine persönlichen Erlebnisse möchte er aber nicht in den Mittelpunkt von NePals stellen, ist er doch mittlerweile eines von 14 gleichberechtigten Mitgliedern. Fragt man allerdings die anderen Mitglieder, warum sie mitarbeiten in einem Verein, der Projekte in einem Land betreut das die meisten nie bereist haben, dann sind Fabiens Erlebnisse der ausschlaggebende Grund. Wer seine Geschichte hört, will helfen.
Mehr als Soforthilfe
Die Soforthilfe wurde im April und Mai 2015 zunächst in der Form von Direktversorgung mit Lebensmitteln, Decken und Zeltplanen geleistet, die in einer Lagerhalle zentral gesammelt und an 12 Dörfer verteilt wurden. Ein Spendenaufruf trug dank Schneeballeffekt schnell große Früchte, sodass innerhalb von drei Wochen 2500 Menschen ernährt und 750 temporäre Schlafplätze geschaffen werden konnten. Als sich die Zeit der Freiwilligen in Nepal ihrem Ende zuneigte stand das Spendenkonto bei beachtlichen 25.000 Euro. Die sollten nun als Grundlage für kommende Hilfsprojekte dienen. Durch den Kontakt zu einem Lehrer wurde 14 teilweise verwaisten Kindern ein Schulabschluss ermöglicht, die durch das Erdbeben obdachlos geworden waren. Mittlerweile hat der Verein ein Patensystem aufgebaut, das den Schülern nun College-Abschlüsse ermöglicht. In Kooperation mit der Organisation NepalMed hat NePals ein Häuserbau-Projekt aufgezogen, das bereits neun Häuser und ein Schulgebäude mit zwei Klassenräumen gebaut sowie den Bau neun weiterer Häuser finanziert hat. In einem dritten Projekt wird ein Krankenhaus mit einem IT-System für Patientendaten ausgestattet, nachdem die chaotische Datenverarbeitung zu massiven Problemen und sogar Todesfällen geführt hatte.
Social Entrepreneurship aus der Schweiz
All diese Projekte hat der Verein bereits vollständig finanziert und widmet sich nun einer neuen Aufgabe. Ein schwerwiegendes Problem in den katastrophengeplagten Regionen Nepals ist die Wasserversorgung. Wasser ist zwar reichlich vorhanden, jedoch stark mit Arsen belastet und gesundheitsschädlich. Mehrere Hilfsorganisationen haben bereits Dörfer mit Filteranlagen ausgestattet, sich anschließend jedoch nicht um die Wartung und Reparatur der sehr fehleranfälligen Anlagen gekümmert. Solche Projekte bieten dementsprechend keine nachhaltige Perspektive da die Bevölkerung oft bereits nach sechs Monaten über kein sauberes Wasser mehr verfügt. Für NePals lautet also die Frage: Wie lässt sich die Wasserversorgung nachhaltig sichern? Die Antwort, so wurde schnell klar, lässt sich diesmal nicht in reiner Gemeinnützigkeit finden. Die Filteranlagen müssen nicht bloß einmalig gewartet werden, sondern vor allem ihre Instandhaltung muss dauerhaft finanziert werden. Nachhaltigkeit ist das Stichwort. Deshalb gehen die 14 Mitglieder nun den Schritt in Richtung Social Entrepreneurship, eine völlig neue Herausforderung auf mehreren Ebenen.
Die Schweizer Firma Weconex verfügt über die Ressourcen, die Filteranlagen aufzubauen, zu warten sowie im Notfall innerhalb weniger Tage zu reparieren und soll mit dem Projekt beauftragt werden. Vor Ort soll ein lokaler Unternehmer die Anlage betreiben, das Wasser zu einem sehr geringen, fixen Preis verkaufen und somit finanzielle Nachhaltigkeit sicherstellen. Darüber hinaus wird die lokale Bevölkerung bei Entscheidungen rund um ihre Wasserversorgung von Anfang an mit eingebunden, da, wie Fabien anmerkt, Entwicklungsarbeit nur in Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort langfristig erfolgreich sein kann.
Von den Erlösen des Wasserverkaufs sollen solange 6% an NePals zurückfließen, bis die Kosten der Anlage gedeckt und eine weitere finanziert werden kann. In fünf Jahren soll die Rechnung der Kostendeckung im Optimalfall aufgehen, primäres Ziel des Projekts ist das jedoch nicht. Danach soll die gesamte Leitung der Anlage vollständig dem Dorf übertragen werden sodass NePals sich aus diesem zurückziehen kann. Eine interessante Randnotiz: Es wird hierfür explizit nach einer Unternehmerin gesucht, da diese als zuverlässiger gelten und anders als Männer seltener ins Ausland emigrieren.
NePals e.V. wird erwachsen
Ebenfalls verändert sich die alltägliche Arbeit des Vereins. Zur Finanzierung des Wasserprojekts werden 45.000 Euro benötigt, Baustart soll bereits am 01. September dieses Jahres sein. In den vergangenen zwei Jahren hat NePals insgesamt 40.000 Euro an Spenden eingesammelt, die Fundraising-Strategie muss also angepasst werden um das neue Ziel zum anvisierten Datum zu erreichen. Für die Mitglieder bedeutet das: neue Arbeitsbereiche. Anstatt direkt am Projekt zu arbeiten muss nun zunächst die Präsentation in Form von Website und Marketing verbessert werden. Denn anders als noch bisher sollen die Spenden nicht mehr ausschließlich von Privatpersonen, sondern überwiegend von Unternehmen eingeholt werden. Statt auf Schneeballeffekt muss also auf eine professionelle Präsentation gesetzt werden. Gründer Fabien bezeichnet die Veränderung selbst als ein Erwachsenwerden: „Trial and Error können wir uns diesmal nicht leisten“.
Und wie kann ich helfen?
NePals e.V. freut sich über jede Unterstützung. Falls Ihr Lust habt tatkräftig mitzuwirken, meldet euch bei Fabien unter der Mail f.matthias@nepals.net - und für Spenden gibt es ein Konto bei der Sparkasse Bodensee. Inhaber: NePals e.V.; IBAN: DE94 6905 0001 0026 1934 82