Nach dem gelungenen Auftakt mit ARD-Korrespondent Richard C. Schneider am 21. Februar empfing der CIP am Dienstagabend den Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, Roland Hipp, zum zweiten GlobalTalk in diesem Semester. Im gut gefüllten Forum am ZF-Campus sprach Hipp über die Strukturen von Greenpeace, seinen persönlichen Werdegang und die Veränderungen im Umweltaktivismus. Ein breit gefächertes Themenspektrum also, das der Gast jedoch leider nur selten mit Tiefe zu bereichern vermochte.
In einem kurzen Vortrag blickte der gelernte Industriekaufmann zunächst auf seine mittlerweile 33 Jahre als Greenpeace-Mitglied zurück. 1983 begann er, sich zunächst ehrenamtlich in Süddeutschland zu engagieren und arbeitete ab 1991 als Campaigner mit dem Schwerpunkt Atomenergie. Diese Tätigkeit führte ihn einige Jahre später zu den Wiederaufbereitungsanlagen für Atommüll an den Küsten Englands und Frankreichs. Wie Hipp eindrucksvoll schilderte, veränderten die dort gewonnenen Eindrücke von massiver Umweltverschmutzung und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung Hipps Leben.
Die Erfahrungen aus seiner Zeit als Aktivist sollten an diesem Abend für die besten Einblicke sorgen. Exemplarisch hierfür war vor allem Hipps Darstellung der (erfolgreichen) Aktionen gegen die Versenkung des schwimmenden Öltanks „Brent-Spar“ in der Nordsee. Unter massivem Druck hatte sich ein britischer Greenpeace-Offizieller damals in einem Interview zu einer Falschangabe über den Restinhalt des Tanks geäußert, welche die Glaubwürdigkeit der Organisation über viele Jahre schädigte. Für Roland Hipp ist seitdem klar: „Wir leben von Glaubwürdigkeit“.
Unglücklicherweise waren die erhellenden Momente an diesem Dienstagabend eher spärlich gesät. Zunächst ist es zumindest zweifelhaft, ob die Frage was denn jeder einzelne im Alltag für den Umweltschutz tun könnte im Jahr 2017 an einer Universität noch geklärt werden muss. Man sollte meinen Nein, die ein oder andere Frage aus dem Publikum vermochte diesen Eindruck allerdings noch ins Wanken zu bringen. Auch der CIP hatte einige Fragen vorbereitet, die dem Gast ausreichend Gelegenheit gegeben hätten, sich tiefergehend zu spezifischen Themengebieten zu äußern. Die ließ Hipp jedoch größtenteils aus und antwortete enttäuschend oberflächlich auf Fragen zum grünen Potential der Shared Economy und den langfristigen Ergebnissen des Klimaabkommens von Paris. So sei es sehr positiv, dass das Auto heute weniger als Statussymbol gelte als noch vor 20 Jahren und Car Sharing in Kombination mit Elektromotoren sehr vielversprechend. Vor allem zum Thema Klimawandel hätten der Diskussion ein wenig mehr Wissenschaft, sowie entsprechend konkrete Fakten gutgetan.
Alles in Allem war dieser GlobalTalk kein Reinfall, man ist von dem Format jedoch ein anderes Niveau gewöhnt. In Zukunft wäre es angebracht, darüber nachzudenken, konkretere Themen zu wählen und die Diskussion so von vornherein weniger allgemein zu halten und stärker in die Tiefe zu richten. So wäre ein GlobalTalk mit Herrn Hipp zum Thema Umweltaktivismus im 21. Jahrhundert sicherlich erkenntnisreicher ausgefallen. Dass man sich vom Greenpeace-Geschäftsführer trotzdem mehr erhoffen durfte, ist völlig klar. Und auch die Fragen aus dem Publikum taugten nur teilweise dazu, den Erkenntnisgewinn der Veranstaltung zu vergrößern. Wer glaubt, mit der Frage ob Herrn Hipp denn eine optimale Temperatur für den Planeten im Kopf habe, irgendjemandem weiter zu helfen, sollte die Hände wohl besser in den Taschen lassen. Oder zu Hause bleiben. Die Lektüre eines Erdkundeschulbuchs sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen.