7 Tracks zum Autofahren

Wer kennt es nicht: Man sitzt im Auto, fährt vor sich hin und auf einmal kommt im Radio ein bestimmtes Lied. Das Fahren wird irgendwie nice. Der gleitende Wagen, die vorbeihuschende Umgebung und die eigene Person verschmelzen zu einer vorwärtspreschenden Einheit. Ob als Fahrer oder Beifahrer – es gibt sie einfach, diese Autofahr-Lieder. Pop-Hits zum Mitträllern sind da natürlich ideal; Rap, um wie die Coolsten durch die Hood zu cruisen, auch. Aber das kennt man halt.

Hier sollen euch deswegen weniger bekannte Tracks der elektronischen Musik vorgestellt werden. Manche haben ihre ganz eigene Magie, die für das Autofahren gemacht zu sein scheint. Der Meinung bin nicht nur ich: Der DJ Gerd Janson beispielsweise hat bereits zwei Compilations mit “Musik for Autobahns”  herausgebracht, der Holländer Job Jobse hat seinen Groove-Mix im vergangenen Jahr mit Autofahrten im Hinterkopf produziert. Hier findet ihr eine ganz persönliche, leicht zufällige Auswahl von sieben Stücken “Autofahrmusik“.

  1. Raär – Sometimes I Hear Sirens

In dem erwähnten Groove-Mix war eben dieser Track von Raär drin. Die titelgebenden Sirenen sind am Anfang und zum Ende hin zu hören, sie bilden den Rahmen und das Setting: Eine von Smog vernebelte Großstadt, das Sirenengeheul dringt aus der Ferne zu uns vor. Dann geht es mit der trockenen Kick los: Von Pads getragen schießen wir nach vorne, die verrückte Acid-Melodie drückt auf´s Gas und durch das Fenster sehen wir Diana Ross eine Zeile aus „Ain’t No Mountain High Enough“ singen. Eine wunderbare kleine Spritztour, natürlich bei Nacht.

  1. LNS – Matariki

Dieser Track der Kanadierin Lauren Sparrow fällt für mich in die Kategorie „Autofahr-Electro“ und zwar Electro im Sinne eines spezifischen Genres und nicht als Bezeichnung für elektronische Musik im Allgemeinen. Die trockenen, kantigen Hi-Hats stehen im Gegensatz zur vorsichtigen Melodie und den gleißenden Pads, die sich unter all dem ausbreiten. Das erinnert an vorbeiziehende Straßenlaternen, die in einer leeren Straße eine gewisse Melancholie ausstrahlen können. Denn wieder befinden wir uns in der Nacht und fahren durch einsame Städte.

  1. Lauer – Autofahrn

Warum dieser Track hier auftaucht, erklärt sich wohl von selber. „Autobahn, alle wollen Auto fahren“ benennt eine verzerrte Stimme immer wieder das Motto. Die Melodie geht abgebrüht nach vorne, die Streicher machen das Ganze wunderbar dramatisch und der Track gleitet so cool vor sich hin. Er stammt von der erwähnten „Musik For Autobahns 2“ und ist nicht der einzige der Compilation, der seinen Zweck 1-A erfüllt. Deswegen sei euch hier die gesamte Compilation noch einmal ans Herz gelegt.

  1. Taro Tokugawa – Here My Dear

Am Anfang mag „Here My Dear“ noch verträumt und so gar nicht in die Reihe hineinpassend wirken. Im Hintergrund aber bahnt sich ein Rauschen an, und tatsächlich: Als es in Minute 01.22 hervorbricht, schießt der Wagen los. Die Gitarrenmelodie bounct im Einklang mit der Kick und den Rasseln auf und ab. Fröhlich und unbekümmert. Dennoch fehlt eine Prise Ernsthaftigkeit nicht, man darf sich beim Fahren schließlich nicht zu sehr ablenken lassen. Die Platte wurde zeitweise für 50€ online bei Discogs gehandelt – zu Recht, so blöd Plattenspekulanten auch sind.

  1. Yaeji – Full Of It

https://allergyseason.bandcamp.com/track/full-of-it

Wie bei den Tracks eins und zwei sind es auch hier die Pads, die das Ganze so autofahrtauglich machen. Sie tragen die Autotune-verzerrte Stimme der Sängerin, die in ihrer Wiederholung der Lyrics eine irre Energie heraufbeschwört. Die etwas prollige Bassline gibt dann den Badass-Faktor dazu. Noch badassiger ist, dass der Track Teil einer Compilation ist, die am Tage von Trumps Amtseinführung erschien und deren Einnahmen zu 100% an vier US-amerikanische Menschenrechtsorganisationen gehen. Da fährt sich sogar der Benziner mit gutem Gewissen.

  1. ‪NRSB-11 – 685-471 2

Autofahr-Elektro, Teil zwei. Dieses Mal allerdings von der langsamen Sorte. Auch hier ein Bett aus Streichern, das ein Gefühl des Gleitens bewirkt. Alle Elemente haben viel Zeit, um zu erklingen und Eindruck zu hinterlassen. Eben dieser Platz für Eindruck macht zum Beispiel die Chords so unglaublich cool und abgebrüht. Er lässt die Elemente aber auch ganz für sich stehen, allein. Womit wir wieder bei der von mir präferierten Zeit zum Autofahren wären: nachts. Die Straßen sind leer, die Autobahnen auch. Freie Bahn.

  1. Lake Haze – Geisterbahnhöfe

Eine Stadt wirkt bei Nacht oft wie eine Geisterstadt. Wenn dann auch noch die Bahnen ab einer gewissen Zeit nicht mehr fahren, muss man auf das Auto umsteigen. Zurück bleiben die „Geisterbahnhöfe“. Synthie-Streicher schaffen dichte Nebelwände, durch die sich die Acidline wie eine Fata Morgana den Weg bahnt. Während man nur langsam vorankommt, der Nebel ist schließlich hinderlich, beschleicht einen ein Gefühl von Verzweiflung. Am Ende der Nacht lichtet es sich jedoch, genau wie der Nebel verschwindet und die Bahnhöfe wieder in Betrieb genommen werden.