Am 10.10.2020 ist es endlich wieder soweit! Das studentisch organisierte Kulturfestival SEEKULT findet wieder statt – dieses Mal in einer nie zuvor genutzten Location und natürlich an die besonderen Umstände angepasst. Welche Hindernisse das Team überwinden musste und was Euch beim diesjährigen SEEKULT erwartet, könnt Ihr jetzt in der ersten monatlichen Ausgabe von Initiative im Spotlight lesen.
Das diesjährige SEEKULT
SEEKULT gibt es bereits seit 2011 – und damit dieses Jahr zum zehnten Mal! Es ist weder ein klassisches Musikfestival, noch eine reine Vernissage der bildenden Künste. Der Kerngedanke des Projekts war schon immer, verschiedene Kunstformen zu repräsentieren und Vielfalt widerzuspiegeln. „SEEKULT, das sind 9 Jahre studentische Organisation eines kultigen Kulturfestivals, hohe Identifikation, der Einsatz persönlicher Kreativität, außerordentliches Engagement, das Erproben von Organisation und am Ende Endorphine während der beiden Festivaltage“, sagt Ulrike Shepherd, die das Projekt seitens der Universität betreut.
SEEKULT wird jedes Jahr von einer neu gebildeten Projektgruppe im Rahmen eines CCM – Kurses organisiert – sozusagen von Studierenden für Studierende. Obwohl SEEKULT sich ausdrücklich nicht nur an ZUler*innen richtet, wurde das Festival, welches die letzten 9 Jahre in dem Kulturhaus Caserne am Fallenbrunnen stattfand, doch hauptsächlich von Studierenden besucht. Daran wird sich dieses Jahr mit Sicherheit etwas ändern, denn zum zum ersten Mal in seiner Geschichte begibt sich SEEKULT in den Stadtraum Friedrichshafen.
Im Interview mit Futur Drei und Welle 20 erklären die studentischen Organisatorinnen Anna Reimnitz und Lejla Kopic, wie es zu dieser besonderen Entscheidung kam. Natürlich war ein klassisches Festival mit Musikperformances und Party nicht umsetzbar und auch die altbekannte Location in der Caserne konnte nicht genutzt werden. Also entschied sich das Projektteam dazu, SEEKULT nicht trotz, sondern im Einklang mit den schwierigen Umständen neu zu denken. „Der größte Erfolg ist tatsächlich, dass wir drangeblieben sind“ erzählt Anni und schildert, wie viele neue Konzepte anfangs geplant und wieder verworfen wurden. „Meiner Empfindung nach gab es bis vor einem Monat nur Hiobsbotschaften“. Trotzdem motivierte sich das Team gegenseitig und machte weiter. Damit wollten sie nicht nur ihr eigenes Projekt retten, sondern auch ein Zeichen für die Bedeutung der Kulturbranche setzen.
Dass das SEEKULT-Team trotzdem dabeigeblieben ist, zahlt sich jetzt aus. Zur Jubiläumsausgabe präsentiert sich SEEKULT dieses Jahr mit einem neuen Konzept, entzerrt und mit viel Abstand, aber trotz allem unter dem für das Jahr 2020 so bezeichnend gewordenen Motto „Präsenzen“. Zum ersten Mal im Friedrichshafener Stadtraum, findet Seekult dieses Jahr am Buchhornplatz, am Adenauerplatz und am Moleturm statt und soll zum „Verweilen im Vorbeigehen“ einladen. „Das muss man erst erleben“, sagt Lejla in Bezug auf das neue Konzept, von welchem die Organisatorinnen im Interview noch nicht allzu viel preisgeben wollten.
Programmausrichtung
Sicher ist, dass uns, im Gegensatz zu den SEEKULTs der vergangenen Jahre, mehr Projekte aus den Bildenden Künsten erwarten werden und weniger Livemusik – „aber auch Musikliebhaber werden auf ihre Kosten kommen“, verspricht Leon, der in der Künstlerakquise tätig ist. „Wir mussten uns auf Setzungen konzentrieren, die wirkmächtig sind und in das Thema Präsenzen passen. Dabei war besonders die kuratorische Ausarbeitung und Zusammenstellung des Programms zentral und wir mussten uns vom klassischen Ausstellungskontext entfernen. Stattdessen dient uns die – ja doch erstaunlich überraschungsreiche – Friedrichshafener Innenstadt als Bühne“.
„Statt also wie in den vergangenen Jahren fünf Bühnen je acht Stunden lang zu bespielen, liegt der Schwerpunkt auf Ausstellungs- und Performancekunst.“, so die Künstlerakquise. „SEEKULT ist eine Reflektion von gesellschaftspolitischen Themen im breiten Spektrum der Kultur“, beschreibt Lejla. Deshalb wird es dieses Jahr auch eine Lesung geben, die literarische und politische Aspekte verbindet. Auch das Züricher Tanzkollektiv „compagnie o.“ erwartet uns – und ein besonderes Highlight: wir dürfen uns auch in diesem Jahr wieder auf Luis Ake freuen. Trotz der neuen Location wird dieses SEEKULT also auch eine Rückbesinnung darauf sein, woher SEEKULT kommt, aber auch eine Chance, neue Formate auszuprobieren. Dabei mussten aufgrund der reduzierten Form auch schwierige Entscheidungen getroffen werden, sodass auf einige gute Acts verzichtet werden musste, erzählt Leon. „Weniger Setzungen, aber es muss knallen“, fasst Ludwig aus der Künstlerakquise zusammen. Die größte Schwierigkeit in diesem Ressort war es übrigens nach eigenen Angaben, „Schweizer Franken in Euro umzurechnen“.
Dialog mit der Stadt Friedrichshafen
Die Rezeption der Stadt war den den Organisator*innen zufolge durchwegs positiv – auch wenn SEEKULT bisher von Häfler*innen kaum wahrgenommen wurde. Die Stadt freut sich über die kulturelle Bereicherung. Es ist auch entschiedenes Ziel des Teams, mehr Friedrichshafener*innen an Seekult teilhaben zu lassen. Sie wollen die Leute aus den Geschäften holen, aus dem Alltag holen und in den Bann ziehen. „Jetzt sind wir für Häfler*innen nicht mehr zu übersehen“.
Ulrike Shepherd erklärt, „der Underground-flair des Kulturhaus Caserne bot [für frühere SEEKULTs] die experimentelle Spielwiese. […] Waren die früheren Seekult Festivals schon große Abenteuer für alle Beteiligten, so wurde die Festival-Planung in 2020 pandemiebedingt zur permanenten Odyssee der vielen Herausforderungen. Notgedrungen wurde die Sonderausgabe entwickelt und aus der Not eine Tugend: SEEKULT zieht erstmals in den Upperground des Stadtzentrums, mutiert von der Event-Organisation zum kuratorischen Projekt und zeigt Kunstinterventionen zu den Herausforderungen der Gegenwart – für 4 Stunden wird Friedrichshafen in einem anderen Licht erscheinen.“
Man merkt, das SEEKULT-Team stellt sich den Herausforderungen mit Mut und Esprit. Hygienevorschriften sollen beachtet, aber auch als Ansporn und Spielraum gesehen werden, eine Herausforderung, die kuratorisch integriert werden soll.
Mit den Worten der Leitung: „Es lohnt sich mutig zu sein und alte Prozesse auch mal auf den Kopf zu drehen“.
Das volle Interview mit Anni und Lejla findet Ihr bei Welle20!