Schach der Weltmächte: Die ZU beim WHU Forum 2021.

ZUler:innen beim jährlich stattfindenden Politikkongress, veranstaltet von der Otto Beisheim School of Management.

Wir ZUler:innen sind durch und durch politisiert, Meinungspluralismus und Diskussionsfreudigkeit machen den Geist unserer Universität aus. Umso erfreulicher erreichte uns die Einladung zum „WHU Forum 2021“, einem jährlich stattfindenden Politikkongress, veranstaltet von der Otto Beisheim School of Management. Dank Rabattcodes und Freikarten hatten ein Dutzend ZUler:innen vom 18. bis zum 20. November die Möglichkeit, ein Wochenende in Vallendar mit hochkarätigen Speakern, spannenden Paneldiskussionen und gewinnbringenden Workshops zu erleben.  

Der Kongress begann am Donnerstagabend mit der für das Forum berühmt-berüchtigten Weinprobe, bei der die 250 Kongressteilnehmer:innen von Universitäten aus ganz Deutschland sich bei einer feinen Traube kennenlernten. Am nächsten Morgen, an dem das inhaltliche Programm der Veranstaltung begann, eröffnete Sigmar Gabriel (SPD) den Kongress mit einem Vortrag zum Thema des diesjährigen Forums: „Schach der Weltmächte: Welche Rolle spielt Europa?“. Der ehemalige Vizekanzler und Wirtschaftsminister thematisierte Europas Rolle in unserer Welt, die zurzeit große Machtverschiebungen erlebt. Schon lange vorbei ist die Zeit des Kalten Krieges: Neben den USA und Russland hat sich mit China, den EU-Staaten und weiteren Playern wie Indien und Saudi-Arabien eine neue Weltordnung formiert. Gabriel sprach von einer „tektonischen Verschiebung der Mächte der Welt“. Während im vergangenen Jahrhundert Europa der Dreh- und Angelpunkt politischer Entwicklung war, verschiebe sich die Machtachse nun weg vom Atlantik, hin zum Indopazifik. Der katastrophale Abzug amerikanischer Streitkräfte aus Afghanistan sowie die eskalierende Situation in Taiwan sprechen dafür, dass die EU in Zukunft verstärkt in globale Fragen mit einbezogen werde. Amerikas Rolle als Beschützer der westlichen Welt steh infrage, sodass der Fokus der EU vom geo-ökonomischen zum geopolitischen Verschoben werden müsse – auch wenn das bedeuten würde, in Zukunft auf wirtschaftliche Vorteile zu verzichten. Er mahnte wiederholt zur gemeinsamen europäischen Betrachtung auf diese Entwicklungen – wohl wissend, dass genau dieser nötige Zusammenhalt innerhalb der EU zurzeit bröckelt. Der Blick an die polnische Grenze zeigt, wie zerrissen die EU aktuell ist. Neben einer miserablen europäischen Migrationspolitik ist auch die dramatische Situation in Belarus ein Indiz fehlender europäischer Tatkraft. Gabriel betont, dass vor allem die deutsch-französische Partnerschaft das Fundament eines starken Europas darstelle und sieht unter Olaf Scholz Hoffnung, die reparaturbedürftige Beziehung zu Frankreich wiederherzustellen. 

Es folgte als Speaker Phillip Amthor, Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU). Er knüpfte thematisch an Sigmar Gabriel an und legte seinen Schwerpunkt auf die eskalierende Situation an der Grenze Polens. Er sprach über den schwierigen politischen Spagat zwischen humanem Handeln und der damit verbundenen Aufnahme von Flüchtlingen und andererseits der Demonstration diplomatischer Stärke, sich nicht von Tyrannen wie Lukaschenko erpressen zu lassen. Es folgten über den Tag verteilt weitere Speaker, Podiumsdiskussionen und Workshops. Mit einem fantastischen Galadinner in der Stadthalle Vallendar endete der erste Kongresstag.  

Früh am Samstag Morgen sprach Axel Voss, Mitglied des Europäischen Parlaments (CDU) über die Digitalisierung Europas sowie die umstrittene Gesetzeslage bezüglich Datenschutzes und Rechte im Netz. Auch er musste sich anschließend vielen kritischen Fragen stellen. Das Highlight des Samstags war die Paneldiskussion „Defense“: Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MdB, FDP), Dr. Erich Vad (ehem. militärischer Berater Angela Merkels) und Carsten Barth (Hirtenberger Defence) sprachen über Europas Rolle in kriegerischen Konflikten. Es ging um Waffenexporte, gescheiterte Verteidigungsministerinnen und die Idee einer europäischen Armee. Beendet wurde das WHU Forum nach vielen weiteren Diskussionen von Special-Speaker Friedhelm Ost (ehem. Staatssekretär Deutschlands, CDU). Er ließ das Wochenende voller Input von hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft inhaltlich Revue passieren und lobte das politische Engagement unserer Generation. Europa bedarf vieler Veränderungen, aber eine exzellente Ausbildung seiner BürgerInnen, so Ost, stelle den Grundstein für eine positive Entwicklung in der Zukunft dar. Damit Europa nicht matt gesetzt wird.  

Wir bedanken uns bei der WHU für die Einladung und freuen uns auf nächstes Jahr!